Mittwoch, 22. Februar 2012

ich nehm dann mal ab

Endlich habe ich wieder einmal in meinem eigenen Urlaub zugenommen. Denn es ist nervig, wenn man mit Besuchern (von denen wir voriges Jahr immerhin 7 hatten) gemeinsame Wochen verbringt und bei der Verabschiedung feststellen muss, dass von dem kulinarischen Sightseeing-Programm doch wieder so Einiges auf den eigenen Hüften gelandet ist. Jetzt aber bin ich aus einem 4 Wochen langen Heimaturlaub zurückgekehrt und trage nun stolze 4 Kilos mehr auf meiner Hüfte herum. Jedes einzelne Gramm war jede zuckersüße Sünde wert.

Denn es wurde nicht gekleckert sondern geklotzt. Sekt zum Frühstück? Natürlich. Darf's noch ein bisserl mehr sein? Aber sicher doch. Noch eine Eispalatschinke, Nougatparfait oder Kaiserschmarrn dazu? Was für eine Frage! Sämtliche österreichische Spezialitäten wurden also meinem an Entbehrungen gewöhnten Gaumen zugeführt und das Ganze wurde dann auch noch am Abend (kurz vor dem Platzen) mit Käse gekrönt. Denn in China isst man so etwas grässliches wie Käse (= verschimmelte Milch) nicht. Nein ... dafür alles andere, was nicht bei 3 am Baum ist. Und sogar das Zeug ist vor dem gemeinen Chinesen nicht sicher.

Angekommen in Shenyang stand bereits mein ach so ambitioniertes Programm, wie dem Fett an der Hüfte an den Kragen gegangen werden soll. Und das Ganze sah dann ungefähr so aus:

Am Tag der Landung entführte mich meine geniale Hälfte in ein Teppanyaki-Restaurant um die Ecke. Und wer jetzt der Meinung ist 'Japanische Küche! Prima zum Abnehmen', der irrt. Es handelte sich nämlich dabei um ein all-you-can-eat-and-drink Restaurant, in dem die Sushis mit Mayonnaise (!) verziert wurden. Vielen Dank auch!

Der nächste Tag fing zwar gut an, endete jedoch katastrophal. Das Problem, welchem man in China immer wieder ausgesetzt ist, lautet: unbekanntes Restaurant. Wenn einem dann eine chinesische Karte vorgesetzt wird, ist man froh, dass man in dem ganzen unidentifizierbaren Zeug ein recht überschaubares Angebot an Pasta vorfindet. Jedoch lautet eine strickte Regel meines in-7-Wochen-zur-Traumfigur Plans (wir befinden uns gerade in der Planungsphase eines Strandurlaubes) keine Kohlenhydrate am Abend. Das war dann auch der Grund, weshalb ich die Pasta rigoros überblätterte und bei einer Muschelsuppe hängen blieb. Dazu orderte ich auch noch Szechuan Chicken. Ich weiß ja nicht woher die Sahne bezogen wurde, aus der meine Suppe zu 99 % bestand, aber irgendwie schafften es diese Typen diese aufzutreiben. Das andere Prozent war im Übrigen die Butter, die als riesiger Klecks - anscheinend zur Verschönerung - in diesem Trauerspiel vor sich hinschwamm. Durchatmen und alle Konzentration auf das Chicken, das auf Stäbchen den Weg zu mir fand ... und anscheinend vom fettleibigsten Huhn in der Geschichte Chinas stammte. Meine waghalsige Hälfte spielte zwar den Vorkoster, was mich aber auch nicht davon überzeugen konnte auch nur einen Bissen in Richtung meines Mundes zu führen. Was macht frau dann, wenn sie völlig ausgehungert ins Kino geht? Richtig, ich habe Nachos und mit Karamell überzogene Popcorns bestellt.

Am Wochenende dann der Supergau: eine Grippe hat mich niedergestreckt und ich konnte nicht mal den Weg von Bett zu Couch ohne Hilfe bewältigen. Was macht mann, wenn frau krank ist? Voller Stolz und Liebe kochte er das einzige Gericht, das er beherrscht: Pasta. Ja, war irgendwie klar. Und da uns die Pasta am Sonntag schon bei den Ohren raus kam, orderten wir Sonntagabend Pizza. Keine normale Pizza, sondern amerikanische Pizza, die in Shenyang gezaubert wurde. Der Unterschied einer amerikansichen und einer amerikanischen Pizza, die in Shenyang zubereitet wurde, besteht in der Käsemenge. Diese ist nämlich um ein 3-faches höher.

Fazit: Mein ambitionierter 7 Wochen Plan wurde jetzt auf noch viel mehr ambitioniertere 6,5 Wochen gekürzt.

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