Freitag, 18. Februar 2011

lies, du ratte

Technik und Männer. Durch lehrreiche Dokumentarserien, wie McGyver, wurde uns Frauen eindrucksvoll vor Augen geführt, dass sich Männer zu Technik gleich verhalten wie Ken zu Barbie oder Pinkie zu Brain... kurz: sie werden magisch voneinander angezogen. Einer drehbuchreifen Mission meiner technikbegeisterten Hälfte durfte ich in den letzten 3 Wochen gratis und vor allem hautnah beiwohnen. Seine Jagdinstinkte wurden zu Höchstleistungen angetrieben und so kämpfte er sich nicht nur durch den Grazer Technikdschungel sondern auch durch sämtliche Internetforen. DAS Objekt seiner Begierde? Ein E-Book-Reader.

Ja klar - ihr könntet jetzt sagen, dass ein E-Book-Reader der mickrige kleine Bruder, ein schwacher Abklatsch von einem echten Buch ist. Und ihr habt so was von recht! Ich muss ein Buch besitzen, daran riechen können, es sehen und betatschen können, wann und wo ich will. Doch wurde in dieser Gleichung die Rechnung ohne Shenyang/China gemacht... Wir haben insgesamt 4 Koffer (!), die uns nach China begleiten - und bei dem raren Platzpensum auch nur einen Gedanken an Bücher zu verschwenden, wäre gegenüber meinen Schuhen unverantwortlich! Zudem - auch wenn man Bücher bestellt, kann man nicht davon ausgehen, dass der Inhalt dieser vom Chinesischen Zoll als lesbar oder unschädlich eingestuft wird und diese den Weg zu uns finden.

Zurück zu der Mission meiner technikbegeisterten Hälfte: sämtliche Jagdfortschritte mussten mir natürlich mitgeteilt werden und so weiß ich jetzt zum Beispiel, dass es E-Books gibt, die bis zu 4 Sekunden brauchen, um die Seite zu wechseln. Um seine Erkenntnisse als bahnbrechend darzustellen, wurden diese von sehr vielen 'ah's und 'oh's meinerseits begleitet. Klar, meine gespielte Begeisterung könnte mit Sicherheit noch ausgebaut werden. Aber hey, mein letzter Ausflug in die Welt der Schauspielkunst ist ja schließlich auch schon eine Zeit lang her. Ich war 5 und miemte den Vogel bei Peter und der Wolf. Aber ich war höchst professionell und lebte mich so stark in die Rolle ein, dass ich den ganzen Weg nach Haus in Vogelsprache mit meiner Mutter kommunizierte - sehr zur Begeisterung meiner Mutter...

Bei der Auswahl meines Sony E-Books kam es zu einem doch recht heftigen Handgemenge zwischen meiner coolen, erwachsenen Seite und meiner 'ach-einmal-im-Leben-möcht-ich-Prinzessin-sein'-Seite. Meine coole Seite musste sich geschlagen geben ... hier sei erwähnt, dass sich das Verhältnis zwischen meiner Prinzessinnen Seite zu meiner coolen Seite ungefähr gleich verhält wie King Kong zu einem Flo, der ihm hinter seinen linken Ohr juckt. Ab nun herrscht beim Lesen meiner Bücher Tussi-Alarm ... OH, ich liebe ihn!!! (ganz ohne gespielten Enthusiasmus) Und meine begabte Hälfte kann sich nun endlich beruhigt zurücklehnen ... jetzt, wo ich seine Zuneigung zu unseren E-Books teile und seine Tat vollbracht ist.

Aber seht selbst ... (eeeeeeendlich)


Mittwoch, 16. Februar 2011

ich packe meinen koffer...

...und versuche innerhalb von ein paar wenigen Tagen 28 Jahre, bestehend aus Erinnerungen, Shoppingexzessen und sentimentalen Sammelvorlieben in 2 (!) Koffer zu packen. Alles wird zurückgelassen/verkauft/verschenkt/eingebunkert - wenn schon ein Neuanfang, dann aber so richtig: ohne die geliebte Couch, die nach 3 Mal austauschen endlich perfekt war und ohne das Schlafzimmer, in dem noch die Vergangenheit meiner besseren Hälfte ihre Finger im Spiel hatte. Die Maler kommen schon heute und so löste sich unsere 'ach-was-das-geht-sich-schon-aus-wir-haben-doch-noch-2-Wochen-Einstellung' vor 4 Tagen in Umzugskartons auf. Wir hätten auch einen Container haben können. Aber wer will schon einen Container, wenn man stattdessen seine Verpackungskünste perfektionieren kann?!

Da sich meine bisherigen Umzugserfahrungen immer nur als hastig geplante Ruck-Zuck-Aktionen erwiesen, mit dem einzigen Ziel der Anwesenheit des vorherigen 'WG'-Partners nicht allzulange ausgesetzt zu sein, taten sich für mich neue, schweißtreibende Welten auf. Und da ich ja jetzt Profi im Verpacken/Ausmisten bin, möchte ich hier meine wichtigsten Erkenntnisse/Tipps zum Besten geben:

Familienbande
Beim nächsten Besuch bei Muttern sang und klanglos den freien Platz am Dachboden erkunden und ausmessen. Falls kein freier Platz vorhanden, wäre es vom Vorteil den nächsten Sperrmülltermin im Kopf zu haben, um den Dachboden zu entrümpeln und Verstauungsraum zu schaffen. Mehrmals im Verlauf des Besuches anklingen lassen, wie sehr man sich auf diesen Termin freue und so rein zufällig nichts anderes an diesem Tag zu tun hätte.

Familienbande, die Zweite
Sehr nützlich und wünschenswert ist ein geliebtes Familienmitglied, welches sich auf die eigenen Füße stellt und sich eine Wohnung nimmt. Dann sind nur mehr ein paar Überredungskünste und ein familiärer Preis notwendig und das Haus räumt sich quasi von alleine aus.

Mutterliebe
Man nehme eine toughe Mutter, die die ganze Welt regieren könnte, stelle sie in die leer zu räumenden Räumlichkeiten und unterwerfe sich ihrem Regime. Binnen weniger Stunden können so Wunder vollbracht werden. Zusehen und lernen!

Freundschaftsplege
Das Verstauungspotential von Freunden immer im Sinn behalten. Eine Aufstellung dieses Potentials sollte erstellt und zu einem passenden Zeitpunkt (vorzugsweise im Einzelgespräch) vorgelegt werden. Passende Druckmittel sollten bereits vorab auf der Platz-Potential-Liste vermerkt werden. (Wurde das teure Glas von A's Frau wirklich vom Wind runtergestoßen, oder war doch A's angeheiterter Zustand bei der letzten gemeinsamen Feier an dem Unfall schuld?)

Trennungsschmerz
Fehl am Platz! Alle Kleidungsstücke, die das letzte Mal vor einem Jahr das Licht der Sonne erblickten, sollte der Weg in die ewige Gruft nicht länger verwehrt bleiben.

Trennungsschmerz, der Zweite
Ich meine wirklich alles... Auch die Lieblingsjeans, von der man schon seit 8 Jahren regelmäßig träumt, dass sie einem wieder passt, gehört geschrottet. Inklusive der Hoffnung, dass man auch nur annähernd wieder rein passen wird...

Aussortierungsverfahren
Das Gewand wurde von mir in 5 Kategorien unterteilt. Kategorie 1: Jugendsünden, Igitt - weg damit. Kategorie 2: du kommst da net rein! Zumindest net mehr... Kategorie 3: ja ... schön - aber gerade noch nicht lebensnotwendig. Diese Kategorie kommt bei unserem ersten Besuch in der Heimat wieder unter meine fürsorgliche Obhut. Kategorie 4: Wichtig! Wird in den wichtigen Koffer Nummer 1 gestopft. (Jetzt muss ich nur mehr Otto Wanz fragen, ob er sich eben mal kurz auf meinen Koffer setzen könnte. Ein Schließen von Koffer Nummer 1 rückt ansonsten in weite ferne...) Kategorie 5: Meine Babys!! Persönliche Pflege rund um die Uhr notwendig! Top-Hot Koffer Nummer 2. Wichtig: Die Aufstellung dieser Kategorien und die dazugehörigen Grenzen bedürfen eine wochenlange Vorbereitung.

Tja ... und da wir schon am 25. Februar gegen Mittag im Flieger sitzen, sind noch ein paar andere Dinge auf unserer To-Do-Liste, deren Dringlichkeit nicht länger runtergespielt werden kann.

Zum Beispiel wären da noch Arztbesuche, das Aufsuchen von Apotheken und Drogeriemärkten, Familienbesuche, Abschiedsfeierlichkeiten, das persönliche Verabschieden von Freunden und Arbeitskollegen, der Verkauf von meinem Auto (wer braucht nen 13 Jahre alten Opel? Natürlich im Top-Zustand *g*), Banktermine, ein Termin mit dem Vermieter, ein kurzes Entspannungswochenende in Langenlois, der Besuch unserer Luftfrachtspedition ... und und und ...

Wir lesen uns also wieder Anfang März, wenn meine Zeit dann keine Mangelware mehr ist, mein Mitteilungsbedürfnis gestillt werden muss und meine Gedankengänge wieder einigermaßen geordnet sind...