Donnerstag, 29. Dezember 2011

das böse in mir

Wenn man sich aufmacht, um in einem fernen Land zu leben, rechnet man mit vielem. Und obwohl es nicht mal der Mühe wert ist, versucht man sich bereits vorab geistig auf die neuen Umstände, Situationen und veränderte Lebensweise einzustellen. Nicht mal ansatzweise hätte ich aber damit gerechnet unschöne, nicht ganz so liebenswerte Seiten in mir zu entdecken ... oder zu entwickeln.

Denn seit kurzem habe ich ein neues Hobby. Ein Hobby, das mich nicht gerade dazu qualifiziert, als Nachbar des Monats gewählt zu werden - geschweige denn dem Gewinnen eines Friedensnobelpreises auch nur ein kleines Stückchen näher bringt. Nicht dass das mein erklärtes Ziel wäre. Schade nur, dass diese Richtung, in die ich mein Leben hätte einschlagen können, in weite weite Ferne rückt. Und das alles nur, weil mein neues Hobby auch glatt als Aggressionstherapie durchgehen könnte.

Beschreibung: Tückisches, unerwartetes Zuschlagen von Türen in Geschäften und das Zurückhalten von manuell bedienbaren Drehtüren, um so einen kurzen Moment der Freude zu genießen, wenn sich jemand - dezent, geradezu unbedeutend - sein Naserl anstupst. Nicht, dass das schon mal passiert wäre, aber alleine die Vorstellung und der Ausdruck so mancher Gesichter, retten manchmal meinen ganzen Tag.

Gemeinheitsfaktor: hoch

Befriedigung: um ein Vielfaches höher

Motivation: Ablegen der Opferrolle

Rücksichtsloses Drängeln und sich den Weg durch die Massen mithilfe von Ellbogentechnik zu bahnen liegt hier an der Tagesordnung. Sich selbst eine Tür zu öffnen, endet oft damit, dass man als Türstopper für Massen von anderen fungiert und sich diese nicht einmal bemühseligt fühlen, einem auch nur eines Blickes zu würdigen - von einem freundlichen Lächeln oder einem Danke ganz zu schweigen.

Nach fast einem Jahr kann dieses rücksichtslose Verhalten zu dezentem Unbehagen führen - Gewöhnungseffekt gleich Null. Und wenn man es nicht schafft, sich ein Ventil zu kreieren, legt man die Opferrolle beim Betreten der eigenen Haustür nur sehr schwer ab. Manche lösen diese Problemchen in Form von regelmäßigen Bierkonsum, andere kreieren ihre ganz eigene Art von Gesprächstherapie, indem sie jedem, der's hören oder auch nicht hören will, ihre Geschichten erzählen. Für mich heißt Mitmachen die Devise und sich über die kleinen Erfolge in seinem Leben freuen. Boshaftigkeit hin oder her...

Samstag, 24. Dezember 2011

stilecht vs stilschlecht

Verrat mir mal einer warum es in einer Stadt, in der es bis zu minus 30 Grad kriegt - und es jetzt schon auf Grund der 'kühlen' Brise gefühlte minus 20 hat -,

  • keine Kältecremen für's Gesicht gibt?
  • in sämtlichen Stores keine Hauben aufzufinden sind?
  • es hier keine längeren Jacken/Mäntel für Männer zu kaufen gibt?

Alles Fragen, die mich brennend interessieren und auf die man in Shenyang so schnell keine Antworten finden wird.

Wie sich Shenyanger Frauen vor der Kälte wappnen? Diese trotzen den frierenden Temperaturen und halten auf Biegen und Brechen einen längst vergangenen Sommertrend aufrecht: Mini-Shorts. Und ich rede nicht von kurzen Pailetten-Höschen, ohne die meiner Meinung nach diese Partysaison nur halb so viel krachen würde. Hier ist die Rede von funzi, mini Lederhöschen, die vorzugsweise mit fetten nudefarbenen Wärmestrumpfhosen inkl. schwarzen (!!!) Nähten getragen werden. Und um den ganzen dann noch das 'i'-Tüpfelchen aufzusetzen, kombiniert Chinesin von heute dazu noch dicke Strickpullover oder ein Glitzertop - tagsüber. Versteht sich.

Frau von Europa schweigt und bewundert. Nicht den umwerfenden Stil und das unschlagbare Kombinationstalent, sondern das unheimliche selbstwusste Auftreten, in denen funzi-Hosen-Trägerin in ihren 10 Zentimeter Heels (ja - die sollten an dieser Stelle auch noch erwähnt werden) über Shenyangs Eisplatten stampft.

In keinster Weise bekrittle ich an dieser Stelle Stil. Stil und Extravaganz, die frau dazu bringen, sich bei Minusgraden in kurze Kleidchen, dünne Strumpfhosen und mörder High-Heels zu werfen, um mit dem Schnee um die Wette zu glitzern. Schließlich hat es uns SATC vorgemacht - frau friert ab und an nur allzu selbstverständlich und das ohne auch nur mit der kleinsten Wimper zu zucken, wenn es um den Auftritt geht oder eine Kamera auf einen gerichtet ist. Allerdings gib es in dieser entscheidenden Gleichung eine unverzichtbare Variable: Stil. Wenn nicht mal annähernd vorhanden, gibt es für mich keine auch nur ansatzweise logische Erklärungen sich absichlich Erfrierungen zuzuiehen - und das an Stellen, von denen man nicht mal wusste, dass dort etwas (er)frieren kann.

Montag, 19. Dezember 2011

chinakoller ... no. 2

Wann man weiß, dass man unter einem Chinakoller leidet? Seine 77 Sachen packen und so schnell wie möglich wieder steirische Luft atmen sollte?

Und zwar genau dann, wenn man...
  • ...sich dabei ertappt, dass man sich ganz Chinesen-like durch die Straßen rempelt.
  • ...auf seinem täglichen Wegen zu Fuß völlig ungeniert alles und jedem auf Deutsch seine Meinung bläst. Und Gelegenheiten gibt es viele...und zwar jeden Tag. ZB genau dann, wenn man angerempelt wird oder Fußgänger glauben, dass sie die Fußgängerzonen-Herrschaft an sich gerissen haben und keinen Schritt ausweichen. Oder wenn Autofahrer ein Hubkonzert veranstalten, wenn man ihnen auf dem Fußgängerweg (!) entgegenkommt und sie sich in ihrer freien Bahn eingeschränkt fühlen. Oder aber auch wenn so dicht an einem ran gefahren wird, dass man das Reifenprofil des Autos mit bloßem Auge nachmessen könnte.
  • ...deutsche Schimpftiraden nicht mehr reichen, man zu seinen hart erlernten Chinesischen Kraftausdrücken greift und diese in perfekt einstudierter Betonung - damit sie ja ein jeder versteht - demjenigen entgegenschmettert, der es schafft seine unschönsten Seiten vor einem Massenpublikum auszupacken.
  • ...glaubt sich an das Herumgespucke schön langsam gewöhnt zu haben, dann jedoch die Spuckhäufigkeit mit sinkenden Temperaturen extrem steigt und man es in manchen Situationen gerade noch irgendwie vermeiden kann, dass der Rotz des Fußgängers vor einem beim Überholmanöver nicht auf den eigenen Schuhen landet.
  • ...in vorweislicher Absicht abnimmt, um im baldigen Heimaturlaub ohne schlechten Gewissens alles in sich hineinstopfen zu können und sei es dem unbändigen Verlangen nachzugeben Kernöl pur zu trinken.
  • ...verschiedene Listen mit klangvollen Namen wie Folgenden führt: Freßgelage 1. Tag, Freßgelage 2. Tag, Freßgelage 3. Tag, Freßgelage...
  • ...sich vor ein rasendes Moped wirft, um so die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen auf Grund eines medizinischen Notfalles früher nach Hause zu fliegen :D

Samstag, 17. Dezember 2011

ausrede no. 2 ... chinakoller


Als eine mittlerweile liebgewonnene Freundin beim Mittagessen diesen Satz von sich gab, hätte ich ihr fast - ganz in der Manier von so manch einem Chinesen - meinen gesamten Mundinhalt entgegengeprustet. Ihre Argumente untermauerten ihre Theorie und seit dem kann ich einen Funken Wahrheit darin nicht abstreiten. Schließlich ist sie Deutsche, lebt seit 2 Jahren in Shenyang und weiß wovon sie spricht.

Deutsche Pensionisten sind ihrer Meinung nach nicht die freundlichsten und best gelauntesten Wesen, die sich durch deutsche Straßen schieben. Zudem schaffen sie sich durch Drängeln und Schubsen Gehör und nur zu oft erntet man rüde Bemerkungen und Blicke, die einen manchmal bis ins Mark erschüttern. So weit - so chinesisch. Hinzu kommt angeblich noch ihre Weltanschauung, die sie als einen nicht all zu unwichtigen Teil des Universums deklariert. Und auch hier kann eine Parallele gezogen werden. Nicht umsonst heißt China vom Chinesischen ins Deutsche freu übersetzt 'Land der Mitte'.

Und genau diese kurze Darstellung ist auch der Grund für meinen Chinakoller und für meine Schreibfaulheit. Denn wenn einem mehr oder weniger fast keine positiven Gedanken einfallen über die man schreiben könnte, sollte man es lassen. Vor allem dann, wenn Big Brother immer und überall mitliest. Mein Blog war für kurze Zeit für jedermann zugänglich, allerdings entschied man sich dann, dass ein gesunder Geist meine Postinhalte eher nicht lesen sollte und man machte meinen Blog für das Volk unzugänglich. Was mich im Grunde nur wenig kratzt - dank meiner genialen Hälfte und den von ihm konfigurierten VPN Zugang. Wie heißt's noch mal so schön? Ist der Ruf erst ruiniert...

Dienstag, 13. Dezember 2011

ausreden...


... die erklären, weshalb ich schon so lang nix mehr von mir hören hab lassen, gibt es viele. Und einige davon sind richtig gut. Aber entscheidet selbst, ob ihr mir meine Schreibfaulheit vergebt und meine Entschuldigungen als würdig erachtet. Im Laufe dieser Woche werde ich noch ein paar meiner Ausreden zum Besten geben. Mal sehen ob sie euer Herz erweichen und euch wieder milde stimmen :D

Meine Lieblingsausrede ist die, dass ich meine linke Hand seit ein paar Tagen nur mehr bedingt unter Schmerzen bewegen kann. Das Einfingersystem führt bei mir zu Gähnattacken und spontanen 'Stunden'-Schlaf - ein sehr guter Grund, weshalb euch meine geistigen Ergüssen vorenthalten wurden.

Der Auslöser jedoch für meine schmerzende Hand ist ein blöder und ziemlich peinlicher. Vor ein paar Tagen wurde ich von einem Moped niedergemäht. Nicht von irgendeinem Moped, sondern von einer geisteskranken FahrerIN, die bei einer grünen Fußgängerampel nicht lang fackelte, den erstbesten Ausländer anvisierte (in dem Fall ich) und Vollgas gab. Frei nach dem Motto: Ein Ausländer weniger auf der Straße - Wochenpensum erfüllt - check!

Da ich aber momentan ziemlich gut im Geschäft stehe und mein aktuelles Kampfgewicht erreicht habe (ja - Heimweh gemischt mit Lernblockaden und dem dumpfen Gefühl, dass Chinesisch einfach nix für einen ist (...und auch nie sein wird), führen bei mir zu dem unwiderstehlichen Drang sich Schokoladen-Genüssen der nicht enden wollenden Art hinzugeben), schlug nicht nur ich einen Salto und landete auf meiner Hüfte und meiner linken Hand, sondern ich riss die Fahrerin und ihr Gefährt mit auf den Asphalt.

Wie das Ganze genau ablief, kann ich nicht sagen. Ich weiß nur, dass ich guten Gewissens über den Zebrastrafen hüpfte und im nächsten Moment meine Hand sich mit der Härte des Asphalts messen wollte. Erschwerend kam noch hinzu, dass sich das Ganze zur Hauptverkehrszeit abspielte. Die Chinesen sind ja generell ein sehr neugieriges Völkchen. Ihre Aufmerksamkeit wird aber noch um einiges gesteigert, wenn ein Ausländer ihren Weg kreuzt. Wenn sich aber nun die einmalige Gelegenheit ergibt, dass es einen Westler vor ihrer Nase zerlegt, gibt es kein Halten mehr.

So schnell hab ich mich nach einem Fall noch nie vom Boden aufgekratzt und mein super-alles-okay-starrt-bitte-wieder-auf-den-scheiß-Verkehr-und-auf-die-roten-Lichter-die-so-viel-bedeuten-wie-ihr-habt-stehen-zu-bleiben Lächeln hättet ihr sehen müssen. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht halft ICH dann noch der Mopedfahrerin ihre Einkäufe wieder aufzusammeln und ihr Moped aufzustellen und dann vertschüsste ich mich so schnell wie möglich im Getümmel, indem ich mich an das Fluchtverhalten eines Wildhasens orientierte und wilde, unberechenbare Hacken schlug. Meister Lampe würde mir einen Orden verleihen.

Schmerzen fühlte ich natürlich keine und die Nummer oder den Namen mit der Chinesin auszutauschen fiel mir in diesem Moment im Traum nicht ein. Erst in der Nacht fing es dann richtig an zu schmerzen und am nächsten Tag ging's ab ins Krankenhaus. In's seeeehr chinesische Krankenhaus, denn obwohl es sich dabei um eine von Westlern präferierte Einrichtung handelte, wurde ich das Gefühl nicht los, dass mich irgendwer hier gewaltig verarscht. Die Anmeldung und Beratung erfolgte in einem riesigen, runden Raum, in dem an jeder freien Stelle an der Wand ein leidender, kranker Mensch lag. Das Ganze erschien mir eher wie eine Stop-and-Go Abfertigungsstelle für nicht ganz so schwer Verletzte.

Das Gute an dem Ganzen? Meine gesamte Behandlung inkl. Röntgenbild, ärztliche Begutachtung und nicht-vorhandenen Englisch-Kenntnissen kosteten uns umgerechnet gerade mal EUR 16,00!!! Zum Schluss dieser Misere erntete ich dann noch folgende Diagnose von einem Arzt, der mit 15 anderen hinter einem kreisförmigen Schalter saß: Bone okay - bye!


Die Moral von der Geschichte?
  • 3 Monate Chinesisch zu studieren reicht noch nicht aus, um ein fachärztliches Gespräch zu führen. Insbesondere deswegen, weil man so hilfreiche Begriffe, wie geisteskranke Raserin, niedergemäht, Asphalt geküsst oder Unterarm schmerzt wie Hölle und kann nur unter rasenden Schmerzen bewegt werden noch nicht gelernt hat.
  • Die Verkehrsteilnehmer hier in Shenyang erziehen zu wollen funktioniert nicht. Und wenn man dieses Projekt starten wollte, müsste man in einem Hummer sitzen.
  • Chinesische Ärzte und Krankenhäuser sind lustig, wenn man keine Schmerzen hat, keine ernsthafte Auskunft benötigt und sein Leben nicht in Gefahr sieht. Falls man sich jedoch eine dieser 3 aufgezählten Situationen mit 'ja' beantworten muss, sollte man sich schon vor der Beantwortung der Frage im Flieger nach Hause befinden.

Donnerstag, 24. November 2011

es wintert sehr

Mit dem ersten Schneefall - und auch wenn es sich dabei nur um ein paar kleine verirrten Schneeflocken handelt - wird für mich offiziell der Winter eingeleitet. Und an genau diesem Tag wandert meine liebste Übergangsjacke in ihren wohligen Winterschlaf, die wirklich, wirklich warme Bettdecke darf endlich aus ihrem verlängerten Sommerurlaub zurückkehren und leider schaltet an diesem Tag mein Körper auch um auf den ich-fress-mir-jetzt-Winterspeck-an Modus.

Da ich aber jetzt in Shenyang lebe und dies mein erster (Vor-)Winter ist, wird zusätzlich eine neue Phase des Winters für mich eingeleitet: Die humorvolle, durch und durch positive ich-überlebe-diesen-Winter-irgendwie-ohne-als-Ötzi-oder-Kühlerfigur-zu-enden Phase.

Shenyang lässt sich nicht lumpen und glänzt im Winter in einem ganz anderen, eisigen Licht. Der Schneefall vorige Woche hat dieses Licht auch gleich voll und ganz zum Vorschein gebracht und seit dem sehe ich Shenyang ... irgendwie anders. Statt ein paar Flocken - wie es mir vorab von ein paar Einheimischen berichtet wurde - fiel Schnee in Höhe von 15 Zentimetern. Für einen Österreicher ist diese Schneemenge nicht mal der Rede wert. Ganz andere weiße Dimensionen werden von uns gemeistert. Für Shenyang allerdings zählt dies zu einem neuen Rekord und ich zitiere an dieser Stelle eine meiner Professorin: So viel Schnee hat Shenyang noch nie gesehen.

Ich kann das nur bestätigen, da ich als Referenzquelle auf das Verhalten sämtlicher Autofahrer zurückgreifen kann. Taxifahrten werden jetzt zum Erlebnis und zu zeitfressenden Aktivitäten. Winterreifen sind in Shenyang ungefähr so bekannt wie die Tatsache, dass es Taschentücher gibt und so verwandelten sich die Straßen zu einem riesigen Autodrom - Rutschpartien inklusive. Die Geschwindigkeit wird auf ungefähr 20 kmh runtergeschraubt, was auf Grund der nicht vorhandenen Schneeräumgeräte auch ziemlich sinnvoll ist. Und man lernt wieder einmal mehr über seinen Humor und seine Geduld hinauszuwachsen.

Mein Fußweg zur Uni dauert nun 10 Minuten länger, da mein gesamter Weg aus einer einzigen, gigantomanischen Eisplatte besteht. Und anstatt, dass all die Straßen und Fußgängerwege von dem Dreck, der 2 Stunden nach dem Erreichen des Bodens noch als Schnee identifiziert werden konnte, befreit wird, nimmt man die Herausforderung an es auf anderem Wege zu versuchen. Okay ganz stimmt das nicht ... langsam wird jetzt angefangen die Eisschicht verschwinden zu lassen und es gibt in ganz Shenyang eine Straße, die mit Zahnbürsten ähnlichen Geräten in mühevoller Handarbeit (!!! - ja, die Vollbeschäftigung in China kommt nicht von irgendwoher) wieder zum Glanze gebracht wird.

Meine autofahrende Hälfte durfte auch schon mit dem seltsamen Verhalten der Einheimischen Autofahrer auf schneeüberzuckerter Straße Bekanntschaft machen. Ein Chinese fuhr vor ihm auf der schneeglatten Fahrbahn und blinkte nach links. Beim Abbiegen allerdings überschätzte dieser die Fähigkeiten seines Autos und die Gegebenheiten des Winters und legte eine lupenreine 180 Grad Drehung hin. Irgendwie konnte besagter Autofahrer das Geschehen um sich herum nicht so ganz verarbeiten und blickte plötzlich dem Auto meines Mannes auf 'seiner' Spur entgegen. Die einzige, logische Verhaltensweise auf die ein Chinese in diesem Augenblick zurückgreifen würde? Langes, unkontrolliertes Hupen.

Die einzigen Worte, die an dieser Stelle noch zu sagen bleiben? Let it snow, let it snow, let it snow.

Mittwoch, 16. November 2011

ergüsse

Als wir vor kurzem für eine Nacht aus unserer Wohnung flüchten mussten (kein Wasser), wurde mir erst so richtig bewusst, wie anstrengend das Leben im Hotel sein kann.

Gut unumstritten hat es auch seine Vorteile in einem 5 Sterne Hotel untergebracht zu sein. Absolutes Highlight für mich ist jedes Mal das Frühstücksbuffet. Und auch wenn ich das ganze Jahr über wegen Faulheit und extremer Morgenübellaunigkeit (in den ersten 20 Minuten nach meinem Erwachen sollte man nicht mit ernsthaften Diskussionen rechnen, wie zum Beispiel: Hast du Zahnpasta gekauft? Waaaas? Natürlich nicht und frag mich das noch einmal und deine Zahnbürste macht eine Exkursion zum... äh - so in etwa) ein Frühstücksmuffel bin, ändert sich das, sobald ich in einem Hotel einchecke. Und dann ist es auch egal, wenn ich um 6 aufstehen muss, um mich fertig zu machen - die Wichtigste Mahlzeit am Tag sollte schließlich so richtig zelebriert werden.

Doch leider wird meine Liebe zu Frühstücksbuffets hier in China auf eine harte Probe gestellt. Denn das Frühstück geht mit einem fetten Minus einher: dem Ausgesetztsein von Ergüssen. In diesem Fall spiele ich leider nicht auf geistige Ergüsse an...

Denn als ich vor kurzem im Kempinski beim Frühstück saß und gerade meinen vollbepackten Teller vor mir abstellte, fühlte sich der Chinese neben mir bemühseligt seinen gesamten Frühstückskonsum wieder von sich zu geben. Er hatte sich verschluckt und anstatt wie eine Langnase sich um Fassung zu bemühen und die Situation irgendwie 'hinunterzuschlucken', wählte er die chinesische Variante und erklärte den Boden zu seiner Toilette.

Ein etwas unempfindlicher Kellner konnte das ganze Spektakel leider nicht beobachten und tapste dann auch gleich in den Erguss seines Gastes hinein... An dieser Stelle war der Tag für mich dann endgültig gelaufen. Kein einziger Bissen wanderte über meine Lippen. Dass das Frühstück der beste Start in den Tag ist, bezweifle ich.

Dienstag, 8. November 2011

wasser marsch

Unser liebgewonnener Ausblick vom Kempinski.

Der menschliche Körper besteht zu 70 % aus Wasser. Dass ohne Wasser kein Leben möglich ist, wusste ich schon länger. Dass es aber auch dazu in der Lage ist meine Gefühlslage für eine Woche zu bestimmen, war mir neu.

Und alles begann an einem wunderbaren Montag Abend und einem Gang zur Toilette. Denn genau dort ist mir aufgefallen, dass uns plötzlich das Wasser abgedreht wurde. Ein technisches Gebrechen, für das sich keiner verantwortlich fühlte. 24 Stunden später war noch immer kein Wasser da und genau zu diesem Zeitpunkt - und keine Minute später - checkten wir wieder im Kempinski ein.

Zur großen Verwunderung so mancher chinesischer Wohnungsnachbarn und Arbeitskollegen meiner arbeitenden Hälfte. Denn diese verstanden unsere große ... nicht vorhandene Begeisterung nicht, ohne Wasser ein paar Tage auskommen zu müssen. Und auf die Fragen, wie sie sich denn Duschen und den Gang zur Toilette bewältigen würden, wurden uns folgende Antworten gegeben: Nicht duschen und das Verwenden von Plastiksäckchen oder Eimern!

Für mich der absolute Ausnahmezustand! Vor dem Schlafen gehen nicht duschen zu können, ist für mich ein Grund die Nacht durch zu machen. Erschwerend hinzu kommt meine Blase, die die Größe eines Ping-Pong-Balles einnimmt - der Gang zum WC ist für mich bei 4 Litern Wasserkonsum pro Tag eine Art Fitnesstraining. Und unerwähnt sei an dieser Stelle auch nicht mein ausgeprägter ich-wasche-mir-meine-Hände-9-Mal-am-Tag Tick. Alles Dinge, die hier einem Einheimischen nur ein bemitleidenswertes Seufzen entlocken.

48 Stunden später hatten wir wieder Wasser ... und wenn man nochmal 24 Stunden dazu addiert, kommt man genau zu dem Zeitpunkt, in dem ich mir wünschte, wieder ohne Wasser auskommen zu müssen. In diesem Moment stand ich nämlich gerade in der Küche und nahm das Geräusch von einem kleinen Wasserfall wahr.... der sich seinen Weg von der Decke in meine Küchenschränke bahnte. Dank eines Rohrbruches zwei nicht bewohnter Wohnungen über mir, wurde auch meine Küche und der Essbereich überflutet.

Das Wasser wurde wieder abgedreht, die Wasserflecken wurden fotografiert und für das Management ist somit das Thema erledigt. Von Schimmel in den Wänden hat hier noch niemand etwas gehört - oder es interessiert zumindest keinen. Wasser weg - Schaden behoben, lautet hier die Devise. Und zum Trost und für die Unannehmlichkeiten wurden mir heute diese Blümchen überreicht - die natürlich so atemberaubend sind, dass mir die Wasserflecken und die feuchten Wände wie aus meinem Gedächtnis gelöscht erscheinen :D

Montag, 31. Oktober 2011

WC schild in china


Nein, das ist kein Scherzartikel, den man in einem Scherzartikelshop findet. Das ist ein offizielles Schild, welches man im Baumarkt erwerben kann und dann in öffentlichen Toiletten anbringt. Dieses Exemplar fristet seine Existenz im Übrigen auf der Herren Toilette in der Firma meiner genialen Hälfte.

Und ja, jedes einzelne Bildchen hat hier in China seine absolute Richtigkeit und Existenzberechtigung! Solche Sachen müssen hier nämlich kommuniziert werden. Dank der nicht existierenden ich-schiebe-bei-der-Verrichtung-meines-Geschäftes-den Riegel-vor Einstellung und des anscheinend fehlenden Schamgefühles, kann ich euch (leider) berichten, dass die ersten 4 Szenarien tatsächlich so alltäglich statt finden. Ja, ich habe hier schon unfreiwillig Dinge gesehen, die einen jeden Spanner dazu bringen würden, sein Weitsichtgerät zu verschenken.

Die letzten beiden Bildchen blieben mir aber noch erspart ... schade eigentlich :D

chili goes china

Wer meinen Blog regelmäßig liest oder schon mal bei mir zu Besuch war, weiß mittlerweile schon, dass ich keine Gelegenheit auslasse meine Gäste in meine Küche zu bitten, mit der Aufforderung etwas Wunderbares zu zaubern. Schließlich zähle ich nicht zu den besten Köchen, die meine Küche je gesehen hat und ich nehme das Motto 'learning by doing' ziemlich ernst. Und wenn sich dann schon so eine Situation ergibt, werden meine Skrupel kurzer Hand auf die Ersatzbank geschickt und ich kann es mir dann auch nicht verkneifen eine Einladung an unsere Freunde in Shenyang auszusprechen, um mich so mit fremden Federn zu schmücken :D

So geschehen als Koal vor 2 Wochen bei uns zu Besuch war, denn er brachte nicht nur sämtliche überlebensnotwendige Mitbringsel aus Österreich mit (elektrische Zahnbürste - kennt man hier nicht, Gemüsebrühe-Würfel - gibt es hier nicht, Dragee-Keksi - will man hier nicht), sondern mit ihm hielt auch das beste Chilirezept, das ich kenne, Einzug in unsere Wohnung. Es wurde auch nicht lang gefakelt und bei einem feucht-fröhlichen Abend (zu späterer Stunde) eine Einladung ausgesprochen ... für 10 Personen.

2 Tage später wurde der Metro in Shenyang gestürmt und ein Einkauf absolviert, der jeden Klein-Restaurantbesitzer erblassen lassen hätte. Von Töpfen bis über 1 Kilo Gewürzmischungen war alles dabei und ich koche nun - dank Anleitung und fachmännisches zur Brust nehmen von Koal - ein perfektes Chili bis zu meinem Lebensende.

Hier fast die meisten Rohzutaten für unser Chili. Zwiebeln sind natürlich nicht alle drauf :D
Dafür aber 3 Kilo gemischtes Faschiertes, das vom feinsten Karree ist und vom Fleischer bei mir um die Ecke frisch faschiert wurde - zu einem Preis von insgesamt 15 Euro!

Kurz vorm Servieren habe ich es doch noch irgendwie geschafft ein Foto zu machen.
An Hand von dem Rand kann man erkennen, dass vorher ausgiebist 'abgeschmeckt' wurde :D

Vielen Dank nochmal Koal, dass wir dich einteilen durften ... und sorry, dass es mit meinem Post sooo lange dauerte. Meine Küche vermisst dich bereits jetzt schon :D

Dienstag, 25. Oktober 2011

sightseeing by night

Was tun, wenn man ausgiebig feiert, viel zu lange schläft und am nächsten Tag nur sehr langsam in die Gänge kommt? Man verkuschelt sich den ganzen Tag in eine warme Decke vor dem Fernseher und steht nur dann auf, wenn man durch niedrige Gelüste (Essen, Trinken) dazu getrieben wird. Nicht so, wenn man einen Gast beherbergen darf und ein Bespaßungsprogramm auf dem Plan steht.

So geschehen vorige Woche, als Koal - ein guter Freund meiner genialen Hälfte - sich auf den Weg nach Shenyang gemacht hatte. Allerdings fiel sein Touristen-Insider-Programm eher etwas notdürftig aus, was auch daran liegen könnte, dass wir es nicht mehr rechtzeitig zu den Öffnungszeiten sämtlicher Tempel in Shenyang schafften. Koal nahm's wie ein abgebrühter Städte-Tourist und genoss sein knackiges Programm ohne auch nur einmal zu reklamieren.

Geknipst wurde trotzdem. Und mir gefällt das Ergebnis. Deshalb hier ein kleiner Auszug der Dinge, die vor dem Tibetischen Tempel herumstehen ... und denen man gar nie so wirklich Beachtung schenken würde, wenn man nicht vor einem geschlossenen Tibetischen Tempel stehen würde :D

Vor dem Tibetischen Tempel machten wir einen Abstecher zum Fernsehturm.
Insgesamt hat er eine Höhe von 304 Metern - allein die Spitze mißt 100 Meter.
Leider sind seine Tage bereits gezählt - ein neuer, größerer soll her.

Ein Bild von Shenyang in der Dämmerung.

Die Strasse vor dem Tibetischen Tempel hat am Abend einen ganz eigenen Flair.
Die mit Flaggen verzierten Bänder tanzen im Wind und zaubern dieses Shenyanger Plätzchen in einen Ort zum Träumen.

Ein Kaiser vor Shenyangs Hochhäusern. Und da ich noch nicht alle 10.00 Chinischen Schriftzeichen kann (LOL), kann ich euch leider noch nicht den Namen von diesem Herrn verraten.
Die Beschriftung ist leider nur auf Chinesisch - der Name wird mir wohl auf Ewig ein Rätsel sein :D

Kamele haben in China auch einen besonderen Status. Sie stehen für Ruhm und Siege, da sie in vergangenen Zeiten bei den Kriegszügen eine wichtige Rolle inne hatten.

Donnerstag, 20. Oktober 2011

neuigkeiten aus der uni

Mein Klassenraum
Und ja ... der Großteil der Klasse trägt Winterjacken, denn eine Heizung in einen Klassenraum einzubauen erschien den Architekten als nicht lebensnotwendig.

Der Uni-Alltag hat mich voll im Griff und ich versuche mich in der Kunst meiner Koreanischen Klassenkollegen zu üben: Disziplin. Was bei den Koreanern so viel bedeutet, wie jeden Tag 7 Stunden am Stück durchzulernen - natürlich zusätzlich, nach der Uni. Auf 7 Stunden komme ich allerdings nicht mal annähernd, da es mir doch etwas schwer fällt, meine Freizeit vollständig an den Nagel zu hängen :D

Trotzdem habe ich dazugelernt, bzw. wurden mir 2 Dinge unmissverständlich mitgeteilt:

Zum Einen wurde ich bei meinem letzten Besuch in der Kantine darauf hingewiesen, dass ich gefälligst aufzuessen habe. Und das von einer kleinen Chinesin, die in der Kantine als Abräumkraft fungiert, aussieht wie Anfang 20 (aber sicher schon Mitte 30 ist ... nein - ich bin gar nicht neidisch auf die Gene der Chinesinnen) und einen Charme vorzuweisen hat, der sich am besten mit dem eines Drill-Instructors kurz vor dem Ende eines 3-Tage-Survival-Trainings vergleichen lässt.

Ich wusste genau, was sie von mir will, als sie mich wild gestikulierend auf mein nicht ganz aufgegessenes Tablett aufmerksam machte und dabei etwas auf Chinesisch vor sich hinbrabbelte. Ich wollte sie aber einfach nicht verstehen und habe mich dumm gestellt. Mein Ich-weiß-nicht-was-du-willst-von-mir-geh-und-rede-mit-jmd-anderem Gesicht veranlasste sie allerdings nur dazu, den ein und den selben Satz immer wieder nur in höheren Lautstärken von sich zu geben. Da sie es aber mit diesem Auftritt geschafft hat, dass ich doch etwas Respekt vor ihr habe oder zumindest solche Szenen in Zukunft vermeiden will, wird seit kurzem versucht brav aufzuessen. Das schöne Wetter, das seit dem in Shenyang herrscht, dankt es mir.

Und zum Anderen weiß ich jetzt, dass ich doch nicht die einzige Niete im Unterricht bin und mit den Koreanern nicht mithalten kann. Nein, das bin ich nicht, denn es gibt noch andere (nicht-koreanische) Studienkollegen, die sich genau so dämlich beim Erlernen einer neuen Sprache wie ich anstellen. Deshalb wurde jetzt auch von der Studienleitung beschlossen extra Unterrichtsstunden einzuschieben, in denen uns die Aussprache bzw. die Betonung noch mal mehr ans Herz gelegt werden soll. In diesem Nachmittagsunterricht sitzen nun eine Handvoll Europäer, 3 Mongolen (die es irgendwie schaffen, noch schlechter zu sein als ich ... was aber auch nur daran liegt, dass sie es nicht schaffen ein ü auszusprechen) und ein mexikanischer Leidenskollege. Die Methode unserer neuen Professorin ist im Übrigen die Selbe, wie die der Abräumhilfe in der Kantine. Je lauter man schreit, umso deutlicher bzw einprägsamer wird das Gesagte ... zumindest wenn es nach der Überzeugung von chinesischen Frauen geht :D

Freitag, 14. Oktober 2011

schlaf, kindchen schlaf

Abverkauf in China bedeutet ganz viel Mode auf sehr wenig Platz. Und mit wenig Platz meine ich, dass zwischen den vielen, scheinbar wahllos aufgestellten Kleiderständern, gerade einmal 50 cm Platz gelassen wurden, um sich irgendwie durchschieben zu können. So geschehen vor ein paar Tagen, als ich mich durch das riesige, doch etwas chinesisch inspirierte (was so viel bedeutet, dass man hauptsächlich sehr schrille Teilchen vorfindet) Angebot von einer spanischen Modemarke wühlte.

Meine Aufmerksamkeit wurde schlussendlich auf Trenchcoats gelenkt, die es schafften mich in ihren Bann zu ziehen. Einmal von einem Anblick gefesselt, fällt es mir schwer meine Aufmerksamkeit zu teilen und weitere Blicke auf den Boden wurden gestrichen, was mir zum Verhängnis wurde. Denn ich stolperte kurz vor meinem Ziel über einen Turnschuh. Einen Turnschuh, der an einem Typen dran war. Ich ging zu Boden (na ja ... fast - ein Parka, der mir in meine Hände fiel, rettete mich vor meinem Sturz) und der Turnschuhbesitzer schreckte in die Höhe.

Verschlafen und sich die Augen reibend, sah er mich an und trat dann seine Flucht in Richtung seiner Kollegen an, die für den Stand zuständig waren. Um ganz aufzuwachen vergrub er sich noch kurz in eine Umkleidekabine - oder war das vielleicht doch ein kleiner Anflug von Schamgefühl und er wollte meinen verwunderten Blicken entgehen?!

Wie dem auch sei, aus Protest wurde von mir in diesem Laden nichts gekauft. Vielleicht lag es aber auch an der einzigen Umkleidekabine, die ja leider besetzt war :D


Dieses Beispiel ist im Übrigen kein Einzelfall. Schon so mancher Expat hat mir berichtet, dass auch er schon das eine oder andere Problem mit einem schlafenden Arbeitnehmer hatte, der es sich während der Dienstzeit einmal kurz gemütlich gemacht hat. Ja, das Arbeitsleben hier kann auch sehr ermüdend sein.

touring america


Mein letzter Trip nach Amerika ist schon etwas länger her und deshalb müssen Roadtrip-Gefühle einfach mal geshoppt werden. Das Beste daran? Diese kleinen 'Roadies' sind perfekt, um frau im richtigen Licht erstrahlen zu lassen UND machen keine Probleme, wenn das Gewichtslimit beinahe gesprengt wird. Wer kann da schon widerstehen?

Jetzt muss nur noch ausgezählt werden, wer es von diesen kleinen Hübschen als erstes auf meine Nägel schafft:

My Address is 'Hollywood'
French Quarter for Your Thoughts
A-taupe the Space Needle
Honk if You Love OPI

Wer das Rennen auch machen wird, ist im Grunde genommen egal - für mich zählen alle 4 Lacke zu meinen absoluten Favoriten für den Herbst.

Mittwoch, 12. Oktober 2011

red oxen

China ... das Land der Fakes!

Das dem so ist, lässt sich durch viele Beispiele belegen. Hier findet man MUI MUI oder aber auch MU MU Taschen, statt einer Wii wird einem eine Wü angedreht, Gucci wird ab und an wegen mangelnder Kenntnisse als Guci oder Kucci angepriesen und auch Red Bull kann sich mittlerweile anhalten :D

Leider etwas verschwommen, da mit dem Handy aufgenommen... aber den tieferen Sinn kann man erkennen :D

Freitag, 7. Oktober 2011

strangers are so bad

Wir haben kein reguläres Fernsehen. Englische geschweige denn deutsche Sender zu empfangen ist nur bedingt bis gar nicht möglich. Deshalb kenne ich so ziemlich alle DVD Stores in meiner Umgebung - wenn nicht sogar mehr. Und ich bezweifle an dieser Stelle, dass auch nur einer von diesen Shops Originale verkauft. Ich wiederhole: es handelt sich dabei um Stores und nicht um ich-schlepp-dich-in-eine-zwielichtige-Ecke-öffne-dann-meinen-Mantel-und-zeig-dir-meine-selbstgebrannten-DVD's ... äh ... Einzelunternehmer.

DVD's werden hier professionellst gefaked - die Covers stehen in keiner Weise den Originalen hinten nach. Manchmal, aber nur manchmal kann es passieren, dass eine Person durch's Bild läuft. Öfters hingegen, dass die Untertiteln nicht zu hundert Prozent mit dem Gesagten ident sind. Was daran liegt, dass ein Chinese mit geringen Englischkenntnissen ein munteres Ratespiel veranstaltet und Untertitel verfasst, die eher nichts-sagend oder schlichtweg falsch sind. Egal, die Hauptsache ist doch, dass irgendetwas auf Englisch dort steht und so bei seinem (meist nicht Englisch sprechenden) Auftraggeber der Eindruck erweckt wird, dass besagter Untertitel-Verfasser nicht zu Unrecht auf diesem Stuhl sitzt.

Ein Beispiel dazu...


Ein Amerikanischer Schauspieler sitzt vor seinem Schreibtisch und arbeitet. Ein anderer betritt sein Büro und fragt ihn, ob er ihn auf ein Bier begleiten möchte. Seine tatsächliche Antwort:

No, I'm busy.

Die Antwort, die ihm von einem sehr vorstellungskräftigen Schreiberling in den Untertiteln aufgedichtet wurde:

No, I have no time.
I have to sell drugs.


Man sieht, dass der Kreativität keine Grenzen gesetzt sind. Außerdem könnte dies eine durchaus willkommene Methode sein, um einen eher wenig erfolgreichen Drehbuchautor zur Selbstverwirklichung zu verhelfen :D

Donnerstag, 6. Oktober 2011

der winter kommt - ich gehe


10 Grad Celsius. Es sind genau 10 Grad Celsius, die mich von meiner liebsten Jahreszeit, dem Herbst, trennen. Genau dieses Temperaturgefälle fand in Shenyang zwischen dem 30. September und dem 1. Oktober statt. Konnte man an dem Tag zuvor noch mit T-Shirt am späten Nachmittag raus gehen, musste man am Tag darauf seinen Wintermantel hervorkramen, da der Übergangsmantel nicht mal mehr annähernd wärmte. Erschwerend kommt noch der starke Wind hinzu, der die Temperatur am Abend, die sich nur leicht über dem Gefrierpunkt bewegt, noch um gefühlte 10 Grad senkt.

Meinen geliebten Herbst, das Rascheln buntgefärbter Blätter und das langsame Verabschieden des Sommers kann ich mir also aufschminken. Der Winter ist da - Übergangszeit? Mei you ... das mit Abstand am häufigsten gebrauchte Wort in China, was so viel bedeutet, wie 'nicht haben'. Was will ich denn auch herumzicken, ich wusste doch, dass es hier schnell kalt und ungemütlich wird - im Übrigen nicht nur draußen.

Denn wer auf die Idee kommen könnte, es sich zu Hause so richtig gemütlich und kuschelig warm zu machen, könnte schnell alleine auf seinem frierenden Hinterteil vorgefunden werden. Heizung? Mei you! Zumindest nicht bis vor dem 1. November, denn genau an diesem Tag wird die Fernheizung für ganz Shenyang aktiviert. Richtig, für ganz Shenyang! Denn hier liegt eine ganze Stadt an nur einer Leitung - quasi. Uns wurde zwar bei der Wohnungsbesichtigung erklärt, dass man mit unserer Klimaanlage auch heizen kann, nur irgendwie will das nicht so ganz funktionieren. Man findet mich also seit einer Woche Abends gehüllt in mein wärmstes Kuscheloutfit und einer dicken Decke auf der Couch vor - meine geniale Hälfte neben mir in Jogginghose, T-Shirt und offenem Hoodie, erklärend ihm ist heiß...

Es gibt also nur einen Masterplan für unsere Beziehung :D - ab in die Therme! Nur dass es keine Therme war. Von natürlichen heißen Quellen war bei unserem Ausflug keine Spur, dafür wartete das Hotel ansonsten mit allem auf, was kälteempfindliche Füße begehren: Sauna, Whirlpool, Massagen und Entspannungsräume - alles in einem privaten Bereich, der nur für uns bestimmt war. Was gut ist, denn Chinesen spucken. Sie spucken nicht nur auf Straßen sondern auch in sämtliche Gewässer. Ob es sich dabei um Seen, Flüße, Lacken, Swimmingpools oder Whirlpools handelt, ist ihnen egal. Ich kann mir dieses Phänomen nur so erklären, dass Chinesen von einem inneren Instinkt getrieben werden, der sie dazu zwingt ein Element mit dem gleichen Element zusammenzuführen. Aber wehe, man hat als Westler sein Badehäubchen nicht auf!

Definitiv ein Ort, den wir im kommenden Winter des Öfteren aufsuchen werden, um meine Füße zu besänftigen und den unterkühlten Debbaten auf der Couch zu entgehen :D

Noch ein Bild von der Lobby, da ich mich nicht entscheiden konnte, welches Bild schöner ist. Die Aufnahme bei Tag oder doch bei Nacht?

Der schöne Ausblick von der Lobby und dem Zimmer.

Ein kleiner Teil des Spa-Bereiches.

Dienstag, 4. Oktober 2011

ruh dich aus, kleine maus

Heute nur eine kurze Nachricht an euch von mir, da wir uns gleich auf einen 'golden week' Tripp machen und in die Therme fahren. Ich bin ja schon mal gespannt, was Thermen in China so alles können. Schließlich komme ich aus einem Thermenland und bin in dieser Hinsicht mehr als nur etwas verwöhnt. Aber am Mittwoch Abend könnt ihr dann mehr dazu lesen.

Da ich aber nicht bis Mittwoch nichts von mir hören lassen will, möcht ich wieder einmal eine kurze Episode aus der Arbeitswelt Chinas erzählen. Meine Lieblingsgeschichte im Übrigen :D

Ein Firmenfahrer bekommt nach einem längeren Arbeitstag, einen Auftrag am nächsten Morgen Kunden vom Flughafen abzuholen und diese im Werk abzusetzen. Allerdings ist er wirklich etwas später nach Hause gekommen - ich glaube es muss kurz nach Mitternacht gewesen sein. Da dies jedoch eine einmalige Sache war, wurde er gefragt, ob er diese Fahrt ausnahmsweise erledigen könne.

Folgende Nachricht ließ er seinem Chef ausrichten: Yes, he can do that job. But he can only drive very slow, because he is very tired.

Find ich super :D

Samstag, 1. Oktober 2011

BBQ time



Straßengrillereien sind hier sehr beliebt. Allerdings laden sie nicht immer dazu ein sofort zuzugreifen. Bis jetzt habe ich mich noch nicht überwinden können mal zu kosten ... und das werde ich mich wohl auch in Zukunft nicht - denke ich :D

Freitag, 30. September 2011

tipps für angehende expats ... taschentücher und co

Ab heute wird eine neue Kategorie von mir eingeführt. Diese soll angehenden Expats eine kleine Hilfestellung sein, um den Start in China etwas zu erleichtern. Denn hören tut man viel über das Leben in China, was dann stimmt und was man dann wirklich an Informationen benötigt, hat aber oft wenig mit der Realität zu tun.


Ich zum Beispiel habe gelesen, dass es hier keine Deos, keine Taschentücher und keine Tampons gibt. Grund genug für mich, dass ich kurz vor Abflug einen Großeinkauf hingelegt habe und mein Handgepäck fast zur Gänze aus Taschentüchern, Tampons und Deos bestand. Hier eine kleine Richtigstellung:

Taschentücher
Nur weil die Einheimischen hier keine Taschentücher benutzen, heißt das noch lange nicht, dass es hier keine zu kaufen gibt. Sogar Tempos wurden von mir schon gefunden und voller Freude in mein ansehnliches Sortiment an Taschentüchern einsortiert. In China gilt es als extremst ekelig sich die Nase zu schnäuzen und das benutzte Taschentuch wieder einzustecken, um es wieder zu verwenden.

Beim Essen zum Beispiel ist das ein absolutes No-Go. Dafür habe ich schon mal miterleben 'dürfen', wie ein Frühstücksgast neben mir im 5 Sterne Hotel auf den Marmorboden gespuckt hat. Ekelig? Extremst! Es geht aber auch noch schlimmer: Ein Bekannter von mir trat seine Heimreise mit dem Flugzeug in der Business Class (Fensterplatz) an, als neben ihm ein Chinese Platz nahm. Kurz vor dem Start (sie fuhren gerade gemütlich auf die Rollbahn zu), holte der Chinese neben ihm mit einem tiefen Grunzen seinen ... äh ... Rotz in seine Mundhöhle und spuckte diesen bei meinem Bekannten vorbei (!!!) an das Fenster (!!!!!!).

Was keine Miete bezahlt, muss raus. Egal ob es sich bei dem (im besten Fall) Straßen-Rotz-Spender um einen Bauarbeiter oder um ein schickes Business-Püppchen handelt - spucken gehört hier zum guten Ton ... quasi.

Deodorants
Auch auf dieses Märchen bin ich rein gefallen, dass China angeblich ein Deo-freies Land sei. Stimmt natürlich auch nicht. Klar findet man nicht in jedem chinesischen Supermarkt welche, aber in gut sortierten Drogerien habe ich noch immer welche angetroffen. Aber dass es hier nicht an jeder Ecke Deos zu kaufen gibt, lässt sich schnell erklären. Chinesen benutzen keine Deos und das hat auch einen Grund: Sie schwitzen unter der Achsel einfach nicht! Deshalb sind wir Ausländer in ihren Augen stark transpirierende Geschöpfe, denen Hilfestellung gegeben werden muss. Einige Kliniken hier in China bieten eine kleine Schönheitskorrektur an: das Entfernen der Schweißdrüsen in der Achsel! Und das zu einem Spottpreis. So weit ich informiert bin, ist man bereits mit umgerechnet 230,00 Euro Schweißdrüsen frei. Man sieht, dass ein Besuch bei uns viele Vorteile mit sich bringen kann :D

Trotzdem würde ich vorschlagen, dass man sein bevorzugtes Deo von zu Hause mit nach China einführt. Man kann zwar die gängigsten Deodorants, die am Markt vertreten sind, finden, aber alle Ausführungen (wie zum Beispiel Aluminium-Sufat-freie) werden natürlich nicht angeboten.

Tampons
Klar, gibt es hier auch diese zu kaufen. Wenn man allerdings große Ausgaben benötigt, sollte man diese auch von zu Hause mitnehmen. Ansonsten kann man ja notfalls auch auf Binden umsteigen, die es hier in Hülle und Fülle in den verschiedensten Regenbogenfarben und Duftnoten (!!!) gibt.

schnaps allee


Dieses Schild wurde von mir bei einem Wochenendtrip mit meiner Familie in Beijing entdeckt. Und ja ... über solche Entdeckungen freut man sich hier in China riiieeesig und deshalb muss das auch gleich mit euch geteilt werden :D

Donnerstag, 29. September 2011

girls night

Hose und Kette: H&M - Schuhe und chinesische Jacke: chinesische Marke - Shirt: American Vintage

Nur kurz ein Outfitfoto bevor es abgeht zu einem entspannten Mädls Abend. Geplant sind ein Kaffee beim Starbucks um die Ecke, indisches Essen und danach eine Massage.

Die chinesische Jacke ist gerade mein Líeblingsteil. Schnell drüber gezogen pimpt sie ein jedes Outfit auf und das gerade mal zu einem Preis von umgerechnet EUR 12,00. Die Fransenboots sind auch gerade von meiner Garderobe nicht mehr wegzudenken. Gefunden habe ich sie in Peking, da eine Größe 40 in Shenyang nicht zu finden ist. Ich find's nur schade, dass ich sie nicht gleich auch in schwarz mitgenommen habe! Bei einem Preis von EUR 15,00 hätte ich gar nicht erst überlegen dürfen.

warum besuch immer willkommen ist


Weil sich der Frühstückstisch quasi ganz von alleine deckt. Und wenn man es dann noch schafft sich einen Hobbykoch einzufliegen, kann man nicht nur einiges lernen, sondern sich zurücklehnen und bekochen lassen :D

Vielen Dank für's Kochen Volker! Und natürlich auch seiner Dani, die ihm moralische Unterstützung bot :D Meine Küche vermisst euch jetzt schon!

Einen Nachteil hat Besuch aus der Heimat jedoch: Der Urlaubsspeck muss wieder mal weg. Die Tatsache, dass ich mir jedes Mal bei Besuch aus der Heimat Solidaritätskilos an futtere, stellt sich als etwas lästig heraus. Aber schließlich muss Shenyang auch von seiner kulinarischen Seite glänzen und die Art und Weise, wie man in China isst, macht es mir um so vieles schwerer, zu widerstehen: Man bestellt nach Herzenslust, stellt alles in die Mitte und versucht irgendwie auch noch das letzte Stück, das am Teller liegt, nicht dem Abfall-Tod übergeben zu müssen.

Und die Herzenslust meiner Gäste endet komischerweise immer in Magenerweiterungsversuchen. Besonders erschwerend kommen Sightseeing-Touren dazu, die mit Heißhunger-Attacken einhergehen. Blöd wäre das Ganze nur, wenn man sich bald im Bikini zeigen müsste. Noch blöder, dass meine geniale Hälfte mich überraschte, und für nächste Woche einen Thermenbesuch gebucht hat...





Dienstag, 27. September 2011

sender + empfänger + china = herausforderung

Die Menschen in China handeln und denken anders, als die Europäer. Was wohl kaum verwunderlich ist, denn auch in Europa gibt es nicht zu unterschätzende Unterschiede, was die Arbeitsmoral und -weisen anbelangt. Wenn mich aber auch die (nicht-vorhandene) Arbeitsmoral von so manch einem italienischen Lieferanten schon des Öfteren zur Weißglut gebracht und mich die locker-lässige Haltung von so einigen spanischen Lieferanten bis zum Rande meiner Geduld gebracht hat, kommen diese nicht ansatzweise an die lustigen Erlebnisse ran, die man hier in China machen darf.

Deshalb wird von mir eine neue Kategorie eingeführt, damit ich euch so die kleinen Erlebnisse näher bringen kann, die den Arbeitsalltag in China lustiger und auch spannender machen.

Wichtige Kunden sollen vom Flughafen abgeholt werden. Statt den veranschlagten 7 Personen kommen nun doch 9 zu Besuch. Zwei Autos reichen nun nicht mehr und ein dritter Fahrer muss her. Folgender Schriftverkehr findet statt:

A: Please send tomorrow for the pickup at the airport 3 drivers instead of 2.
B: Okay. 3 drivers and 2 cars.
A: No, I need 3 drivers and 3 cars!
B: Got it.

Zum Einstieg zwar nur ein kleines Beispiel, aber ich find's genial :D

Freitag, 23. September 2011

oktoberfest in shenyang


Wie schon angekündigt möchte ich ein paar Eindrücke vom Oktoberfest in China mit euch teilen, das noch bis Morgen in Shenyang deutsche Gemütlichkeit verbreitet. Für ausgelassene Stimmung im Paulaner Brauhaus sorgte eine deutsche Band, die extra für eine Woche eingeflogen wurde, um zünftige Musik dem chinesisch/europäischen Publikum näher zu bringen.

Und das gelang ihnen auch recht gut, denn die Tanzfläche war immer voll und das Publikum auch recht rasch - was auf das extra gebraute Oktoberfest-Bier zurückzuführen war. Dieses ist mit 6,3 Volumenprozent doch etwas stärker, als das Bier, was das chinesische Publikum normalerweise gewöhnt ist. Zum Vergleich bewegt sich ein chinesisches Bier bei ungefähr 2 - 2,6 Volumenprozent. Und so dauerte es auch nicht lange bis die ersten Gäste etwas übermotiviert für sehr witzige Showeinlagen sorgten :D

Alles in allem war der Eröffnungstag ein Erfolg auf ganzer Linie! Wenn auch die weiteren 5 Tage so zünftig zugehen, könnte es ganz schön eng werden am letzten Tag noch ein Oktoberfestbier genießen zu können. Ich für meinen Teil werde keine Gelegenheit mehr haben nochmal in deutscher Manier abfeiern zu können. Meine Füße sind mir dafür auch sehr dankbar, denn irgendwie hab ich es zum ersten Mal in meinem Leben geschafft Blutergüsse auf meinen Fußsohlen zu bekommen. Ein Beweis dafür, dass ich eine geborene Tanzmaus bin - nur meine Schuhwahl sollte ich nochmal überdenken :D

Der Braumeister bei der Arbeit. Axel waltet seines Amtes und ist in diesem Moment ein Vorzeigeexemplar für Spaß an der Arbeit.


Eines meiner Lieblingsbilder - ein Lebkuchenherz mit chinesischer Aufschrift.

Der Beweis, dass wir in China feierten.

Und zum Schluss noch ein Schnappschuss von meinen Mädls und mir.
Kurz vorm Zusperren waren wir dann doch schon etwas ausgepowert, was unserem 'Glanz' keinen Abbruch gab :D

dirndl meets china


Nur weil man in China lebt, heißt das noch lange nicht, dass man auf alles Vertraute verzichten muss. Eine wichtige Institution in Shenyang hat es sich zum Ziel gesetzt das Oktoberfest nach China zu bringen: das Paulaner Brauhaus. Seit 7 Jahren sorgt dieses jetzt schon für ausgelassene Oktoberfest Stimmung in Shenyang. Aber dazu gibt es später noch einen Blog von mir.

Ich bin zwar Österreicherin, aber trotzdem wird mir bei dem Wort Oktoberfest warm um's Herz. Schließlich ist es doch ein kleines Stückchen Heimat, was hier 'eingeflogen' wird. Und eine Gelegenheit sich in ein Dirndl zu werfen, kann man sich einfach nicht entgehen lassen.

Da mein Dirndl mit gefühlten 790 anderen liebgewonnen Sachen noch zu Hause in Österreich herumtümpelt, musste ein anderer Weg gefunden werden, um Heimatgefühle aufkommen zu lassen. Ein Oktoberfest ohne Dirndl geht nun mal gar nicht, sprach's und machte sich auf dem Weg zu einer chinesischen Schneiderin. Und da ich meinem Dirndl made in China auch einen chinesischen Anstrich verpassen wollte, wurden von mir ausschließlich traditionell, chinesische Stoffe ausgesucht, die eigentlich für chinesiche Trachten gedacht sind.

Das Ergebnis, finde ich, kann sich sehen lassen, obwohl der Weg zu meinem chinesischen Dirndl ein langer war. 3 Zwischenanproben waren nötig und aus den veranschlagten 2 Wochen wurden dann doch ganze 4. Aber es wurde pünktlichst fertig. Am Eröffnungstag durfte ich es endlich in Empfang nehmen.



Schuhe: Zara, Strumpfhose: Palmers

Wenn man ganz genau hinsieht, kann man Fische sehen, die sich über den schwarzen Grundstoff tummeln.

Dass ich die Kette gefunden habe, war ein Zufall. Diese habe ich bei H&M gesichtet und sie passt perfekt dazu und hat noch dazu genau die benötigte Länge. Für gerade mal 5 Euro wurde so mein Kleid gepimpt. Was den Gesamtpreis des Kleides auf gerade mal 45 Euro anhebt!

Dienstag, 20. September 2011

von geschirr und glücksgefühlen



Für europäische, unwissende Augen könnte dieses Bild einen Geschirrspüler zeigen. Allerdings lebe ich in China und dieses Ding befindet sich in meiner Küche und ich kann mit Gewissheit sagen, dass es kein Geschirrspüler ist. Nein, denn die chinesische Frau von heute kann mit einem Geschirrspüler nichts anfangen und legt viel mehr wert auf einen - tatarata - Geschirrtrockner.

Glücklicherweise befinde ich mich in der ausgesprochen genialen Lage trotzdem einen Geschirrspüler zu besitzen. Dieser ist zwar nur halb so groß wie oben gezeigtes Ungetüm, aber immerhin. Es passt Geschirr rein und er macht es sauber. Trocken wird das Geschirr von ganz allein, wenn man nur die Ausdauer besitzt es lange genug im Geschirrspüler ausharren zu lassen, aber das soll das kleinere Problem sein. Und Wasserflecken werden von mir ignoriert und das Selbige wird auch von meinen Gästen erwartet :) Die Tatsache aber, dass man in chinesischen Haushalten tatsächlich keinen Geschirrspüler sondern nur einen Trockner vorfindet, grenzt für mich an Diebstahl von schicksalsträchtigen Lebensminuten, die man sinnvoller, vielleicht sogar lebensprägender verbringen könnte. Diese Devise trifft im Übrigen auf so einige unliebsame Haushaltstätigkeiten zu :D

Zu der gestohlenen Lebenszeit gesellt sich zu dem noch eine umweltschädliche Komponente: Das Fehlen von Geschirrspülern führt nämlich dazu, dass viel mehr Plastik- und Pappgeschirr zum Einsatz kommt, als in jedem anderen Land das ich kenne - mal abgesehen vom 'Camping-Land'. Hier zu Lande kann es schon mal vor kommen, dass Gäste ihren Wein aus Pappbechern zu sich nehmen dürfen. Und das bei Partys oder Einladungen, deren Gastgeber um vieles älter sind als 15!

Das Nicht-vorhanden-sein eines Geschirrspülers in den Küchen Shenyangs erklärt im Übrigen auch, weshalb es sich zu einer wahren Suche der Stecknadel herausstellte, Geschirrspültabs zu finden. Sämtliche westliche Geschäfte - den in chinesischen muss man erst gar nicht suchen - wurden von mir abgeklappert. Bis jetzt habe ich allerdings nur ein Geschäft gefunden, die gesuchte Tabs an die findige Frau bringt - und das zu einem Freundschaftspreis, wie man hier zu sagen pflegt: ganze 10 Stück kosten nämlich umgerechnet 9 EUR! Eine Billigvariante gibt es nicht, denn schließlich sind es eh nur Westler, die sich einer solchen Frönerei hingeben.


Um so größer war die Freude, als ich folgende Mitbringsel erhalten habe:


Dani und Volker haben den Weg zu uns gefunden und mit ein bisschen Hilfe (danke Andrea :D) meine innersten Wünsche erfüllt: Geschirrspültabs bis zum Abwinken! Insgesamt 80 Stück darf ich nun mein Eigen nennen. Nun ja - nicht ganz, denn meine Putzfrau hat meinen Geschirrspüler sobald sie die Wohnung betritt zu ihrem Staatsgebiet erklärt. Nach dem sie einmal den Dreh herausen hatte (und glaubt mir, das hatte sie bei der Erklärung, wie man ihn benutzt sofort überzuckert - im Gegensatz zu anderen Geräten...), steht sie jetzt ab und an minutenlang voller Bewunderung vor meiner 'Zaubermaschine' und lächelt still und heimlich in sich hinein. Da wird dann auch keine Rücksicht auf Verluste oder Handgemachtes genommen - was passt wird reingefriemelt, auch wenn die Schlichtarbeit Minuten in Anspruch nimmt.

Die Schokolade und die Gewürze sind natürlich selbsterklärend. Dinge, die man zum Leben braucht, aber hier leider nicht finden wird. Vielen Dank noch mal für's Beschenken und natürlich für euren Besuch. Mit solchen 'Türöffnern' steht euch meine in klassischem china-rot gehaltene Tür immer sehr weit offen :D

Freitag, 16. September 2011

manchmal muss es eben fastfood sein


Eigentlich bin ich ja eher die Sorte Mensch, die sich bewusst ernährt. Es sei denn es geht um Schokolade - da hört sich bei mir der Spaß des Teilens/Verzichtens/schlechten Gewissens auf! Und eigentlich esse ich keine frittierten Kartoffeln. Außerdem bin ich auch kein Freund von Weißbrot - in China gibt es aber leider nur Weißbrot. Und wenn es schon Fastfood sein muss, dann bevorzuge ich Subway.

Doch manchmal - aber nur manchmal - muss es eben doch ein McChicken mit Pommes inkl. süß-saurer Soße sein... Zum Glück schmeckt er hier fast gleich wie zu Haus. Bis auf die Tatsache, dass das Brötchen nicht ganz so knusprig ist. Na gut, 'knusprig' ist es zu Haus auch nicht - aber im Gegensatz zu dem Brötchen hier, glaubt man in Österreich in ein Krustenbrot zu beißen.

Noch ein Vorteil: Diese Portion für 2 hat uns gerade mal umgerechnet EUR 3,80 gekostet!!! Das lässt einem die Sünde schon etwas süßer ... äh ... knuspriger erscheinen.

Mittwoch, 14. September 2011

back to school


Gestern hatte ich meinen ersten Unterricht an der Northeastern University in Shenyang. Meine erwählte Studienrichtung ist - wie sollte es anders sein - Chinesisch. Ein Studentenvisum musste ich nicht anfordern, da mit einem Dauervisum der Zugang zur Universität sowieso gewährt ist. Die Studiengebühr für ein Semester beträgt etwas mehr als das Doppelte, von dem Betrag, den man in Österreich zahlen würde. Allerdings hängt die Studiengebühr von der jeweiligen Studienrichtung ab und variiert deshalb leicht.

Ich hab zwar bis jetzt 2 Mal wöchentlich je 2 Stunden Einzelunterricht genommen, allerdings gibt es nicht nur einen Grund, weshalb ich nicht alleine auf einen Lehrer losgelassen werden sollte. Zum Einen wäre da meine unübertroffene Faulheit. Wenn ich nicht lernen wollte oder mir eingebildet habe, dass ich keine Zeit zum Lernen aufbringen konnte (manchmal kann es eben lebensnotwendig sein, die neue Herbstkollektion von H&M zu bewundern und ein Ich-gucke-Grey's-Anatomy-bis-ich-alle-medizinischen-Ausdrücke-auf-Englisch-auswendig-kann Marathon kann auch sehr zeitraubend sein), wurde eben in der nächsten Stunde das (vermeintlich) Gelernte noch mal ausgiebig gefestigt.

Einhergehend mit meiner Faulheit mischte sich dann auch noch eine unübertroffene Unmotiviertheit dazu. Wenn man die Einzige in einer Klasse ist und es keinen gibt, der einen an die Tafel spielt, wenn man mal nicht gelernt hat, verliere ich irgendwie das Ziel aus den Augen. Man lernt zwar fürs Leben (blablabla), aber versuch das mal meinem Beine-hoch-lagernden, sabbernden Schweinehund klar zu machen. Der war nämlich der Meinung, dass ein Wort gleich viel ausrichten kann, wie ein perfekter vollständiger Satz - womit er ja nicht so ganz Unrecht hat. Und um meinen Schweinehund das Sabbern abzugewöhnen, bin ich der Meinung, dass eine jede Klasse einen Streber benötigt. Auch wenn diese Rolle ständiges Augenrollen mit sich bringt, spornt ein überdurchschnittlich motiviertes Klassenkollege den Rest der Bande an.

Nun zählen wir 23 Schüler in meiner Klasse. 20 % setzen sich aus Deutsche, Amerikaner, Franzosen und Mexikanern zusammen. Die restlichen 80 % sind Koreaner. Und hier ergibt sich ein Problem: Ist euch schon mal aufgefallen, dass das Wort Koreaner gleich viele 'e' und 'r' besitzt wie das Wort Streber? Grund genug für mich die Behauptung aufzustellen, dass das Strebertum seinen Ursprung in Korea genommen hat. Denn statt nur einen vorlauten, übermotivierten, wieso-aufzeigen-ich-schrei-es-einfach-raus Mitstreiter - äh Kollegen beträgt der Streber-Anteil bei uns in der Klasse knappe 80 %. Und 3 Mal dürft ihr raten, welche Nation(en) zu dieser Kategorie gehört :D

Das erste Semester verspricht also ein Spannendes zu werden. Und um meine Motivation muss ich mir keine Sorgen mehr machen. Leisen Gerüchten zu folge wird einem die Faulheit ganz schnell ausgetrieben. Es liegt an der fernöstlichen Mentalität und Kultur, dass man in der Schule immer sein Bestes gibt und man auswendig lernt, was das Zeug hält. Und wenn man mal nicht gelernt hat (was sicher keinem Koreanischen Studenten einfallen würde), überzuckert das der Professor sofort und hat einen den ganzen Tag auf dem Kieker. Unmotiviertheit tot - Schweinehund bis auf Weiteres ruhig gestellt.

Outfit
Meine Lieblingsfarben für sämtliche Outfits sind zur Zeit Blau, Grau und Braun. Ganz vernarrt bin ich außerdem in mein wild gemustertes Leoparden-Print Tuch, das ein Geschenk meiner Eltern ist. Und seit dem es bei Zara diese super-bequemen Blazer gibt, die genial aussehen, wenn man sie aufstülpt, bin ich auch wieder ein Fan von Blazern geworden. Dieses Outfit vereint für mich also gleich mehrere meiner momentanen Must-Haves :)

Hose, Tuch, Schuhe: Stradivarius - Blazer: Zara - Shirt: American Apparel - Kette: Jewelberry

Sonntag, 11. September 2011

besitzanzeigendes nomen (taschenkult)

Zu der Familie der besitzanzeigenden Fürwörter hat sich nun auch ein Nomen dazu gesellt. Und dieses Wort lautet - Trommelwirbel - Tasche. Zumindest wenn es nach den Chinesen (oder besser gesagt den Chinesinnen) geht. Denn wenn man sich für nur 5 Minuten auf die Straße stellt, dauert es auch nicht mehr lange, bis man den ersten Taschenträger entdeckt. Wohlgemerkt handelt es sich dabei jeweils um Damentaschen - und dabei beweisen die vermeintlich männlichen Taschenliebhaber Geschmack.

Aber nicht nur die Taschenauswahl ist grundlegend unterschiedlich, sondern auch das Trageverhalten. Es gibt zum Beispiel männliche Exemplare, die eine perfekte Symbiose mit der Tasche eingehen. Lässig unter die Schulter gequetscht, meistern sie so jeden noch so langen Shoppingmarathon.

Dann gibt es Exemplare, die ihre aufdividierte Damentasche als Fremdkörper ansehen. Ein sehr beliebtes Exemplar auf den Straßen Shenyangs. Auf hilflose Weise wird von dem bemitleidenswerten Pantoffelhelden versucht die Tasche in seiner Hand irgendwie cool aussehen zu lassen, was in Baumel-Trageweisen ausartet. Für mich also der gefährlichste Taschenträgertyp, da man ständig damit rechnen muss, im doch dicht gedrängten Straßenverkehr eine Tasche ins Knie geknallt zu bekommen.

Ein weiteres, eher selten anzutreffendes Exemplar ist das Ich-trage-2-Taschen-auf-einmal Exemplar - besser bekannt unter: der Schleimer. Dieser Tragetyp begeht zum Zeitpunkt seiner Sichtung einen Einkaufsbummel mit den 2 wichtigsten Frauen in seinem Leben: seiner Freundin und der Schwiegermutter in spe. Da es sich hier um eine sehr traurige Ausprägung handelt, überspringe ich weitere Ausführungen und wende mich dem Nächsten zu:

Mein Lieblingsexemplar - das Ich-verliere-meine-Tasche-nicht-nein-meine-Tasche-verlier-ich-nicht Exemplar. Diese männlichen Zeitgenossen halten die ihnen zugeteilte Damentasche innigst mit beiden Händen vor ihrem Oberkörper fest, als ob ihr Leben davon abhinge. Eine nicht zu übersehende Ähnlichkeit mit paranoiden Heimatlosen, die ihr ganzes Hab und Gut in den Händen halten, ist hier nicht abzustreiten.

Der Grund für das ganze Spektakel und die durchaus unterhaltsamen Analysemöglichkeiten, die sich so Tag ein und aus für so manch einen aufmerksamen Beobachter ergeben, ist ein einfacher und wiederum auf den besitzanzeigenden Wert einer Tasche zurückzuführen. Bevor ein Ring an ihren Finger steckt, drücken Chinesinnen ihren Freunden einfach ihre Taschen in die Hand, damit so auch für alle, die ihren Weg kreuzen klar ist: Finger weg! Der Markt muss auf dieses Exemplar verzichten.

Ich kenne mehrere westliche Männer, die sich eine Chinesin geangelt haben (oder war's doch umgekehrt?!) und sich schlicht weg weigern in die Rolle des Taschenträgers zu schlüpfen. Bis jetzt konnte ich erst einen in meinem Bekanntenkreis ausmachen, den ich mit der nicht zu klein geratenen gefakten LV Bag seiner Freundin gesichtet habe. Seine peinlich berührte Betroffenheit versuchte er hinter einen lahmen Erklärung wieder wett zu machen: Ein Einkaufsbummel seiner Liebsten (bei dem er seine Karte ganz schön heiß laufen ließ) sollte so für sie zu einem noch schöneren Erlebnis gemacht werden, um sie nicht dabei zu behindern sein Geld auszugeben.

Für mich ein ganz klares No-Go. Und damit meine ich nicht das Geld seines Liebsten auszugeben, denn auch ich bin seit geraumer Zeit auf diese für mich meistens doch sehr angenehme Einnahmequelle angewiesen. Nein, das fette No-Go setzt sich für mich aus 2 ganz anderen Komponenten zusammen. Zum Einen wären da die outfittechnischen Gründe. Eine Tasche ist kein Accessoire, das man einfach so mal weitergibt. Schließlich wählt man seine Tasche nicht beim Verlassen der Wohnung innerhalb eines Bruchteils einer Sekunde aus. Die Berufung zum jeweiligen Outfit dauert durchaus länger und das damit einhergehende Umpack-Ritual beansprucht auch mehr Zeit als ein simples Augenzwinckern.

Und dann gibt es da noch einen weiteren für mich nicht unerheblichen Grund für meine Abneigung gegen Taschen-tragende-Männer. Wie männlich kann ein Mann noch sein, wenn er eine Frauenhandtasche in der Gegend herumschleppt? Da reißen ihm dann auch sein 3-Tage-Bart und sein ach so maskulines Parfum nicht mehr raus, um diesen Eindruck vergessen zu machen. Zudem bleibt das Bild eines Pantoffelheldens - und mal unter uns gesprochen: Es muss doch nicht jeder Fremde, der einem auf der Strasse über den Weg läuft, offensiv mitgeteilt bekommen, dass frau zu Haus das Sagen hat. Eine Gewinnerin schweigt und genießt *grins*

Mittwoch, 7. September 2011

DIY ... eine liebeserklärung




Meine Bilderwand benötigt noch einiges an Aufmerksamkeit. Deshalb mein neuestes Projekt: eine selbstgebastelte Liebeserklärung. Alles was man dazu braucht sind rotes und weißes Backpapier und ein schwarzer Stift - und natürlich wunderbare Ideen.

Dinge, die man seiner genialen Hälfte schon immer mal sagen wollte - eben was ganz Privates. Deshalb sind die Bilder auch etwas von mir bearbeitet worden :)

Ich zum Beispiel habe jeden Satz mit Liebe ist... begonnen und so unsere Beziehungsanfänge beschrieben oder eben auch besondere Momente. Erlebtes was festgehalten werden soll aber auch die kleinen Besonderheiten unserer Beziehung. Zum Beispiel findet man dort Sätze wie Liebe ist ihr einen Antrag in Las Vegas zu machen. ODER Liebe ist ihm nach China zu folgen.

Montag, 5. September 2011

baumschule für anfänger


Unser heutiges Thema: Wie bewahre ich einen Baum vor dem Umfallen?! Die Chinesen haben hier ein ganz einfaches Konzept entwickelt. Sämtliche Löcher, die man an dem betroffenen Baum vorfindet, werden kurzer Hand mit Beton gefüllt, um ihn zu stabilisieren. Und damit diese Vorgehensweise nicht binnen kürzester Zeit sämtliche Umweltaktivisten dazu bringt, sich an besagte Bäume zu ketten, wird das Ganze noch schön getarnt und der Beton erhält eine Baumrinden-ähnliche Maserung.

So schafft man eine perfekte Symbiose zwischen Baum und Beton. Obwohl - vielleicht wurde der Beton auch nur dort angebracht, weil ihnen die Löcher des Baumes nicht ins Konzept gepasst haben. Wer weiß das schon, denn manche Denkweisen oder Arbeitsvorgänge bleiben für uns Westler unergründlich.

Freitag, 2. September 2011

stille post mal anders

Was Chinesen sagen und was sie dann schlussendlich tun, kann manchmal grundlegend voneinander abweichen. Also ungefähr so als wollte man auf den Mond zeigen und erwischt dann doch den Stein vor der Haustür seines Nachbarns.

Vor ein paar Tagen hat mich meine Maklerin angerufen. Auf Grund meiner noch geringen Chinesischkenntnisse fungiert sie nämlich als Übersetzerin zwischen dem Vermieter und mir. Und dieser ließ mir ausrichten, dass unser Holzboden sehr empfindlich ist (wieder einmal) und dieser regelmäßiger Pflege bedarf. Deshalb sollte ich mir doch einen Termin aussuchen, wann ich den ganzen Tag zu Hause bin, um die Arbeiter zu überwachen, die er gerne vorbeischicken würde. Vermehrt wurde darauf hingewiesen, dass diese Pflege sehr aufwendig ist und den ganzen Tag beansprachen würde.

Termine wurden von mir verschoben und abgesagt. Und aufgestanden wurde natürlich auch früher, damit ich vorige Woche Donnerstag um 9.00 gewaschen und gestriegelt zur Tat schreiten und Arbeiter überwachen konnte.

10.30 Uhr - Noch immer ist weit und breit kein Arbeiter in Sicht. Die Maklerin ist ratlos und wirft sich in eine weitere Runde Stille Post mit dem Vermieter.

11.00 Uhr - Die Maklerin klingelt durch mit Neuigkeiten. Spätestens um 13.00 Uhr tauchen die Arbeiter auf. Und auf Grund meines Zeitdrucks (von mir gesetzte Deadline: 17.30 - ich hab keine Lust den ganzen Tag zu warten) werden sie einen Zahn zulegen und spätestens um 17.30 Uhr wieder abhauen.

11.40 Uhr - Es klingelt. 3 Arbeiter stehen halb motiviert vor meiner Wohnungstür und zeigen mir mittels Pantomime, dass sie für die Bodenreinigung zuständig sind. Ich glaub wir 4 würden bei dem Gesellschaftsspiel Activity ne gute Figur abgeben.

11.41 Uhr - Ein Holzpflege-Spray wird von einem Typen ausgepackt, während ihm die anderen beiden dabei zusehen. Arbeiter 1 legt los. In jedem Raum verteilt dieser 6 - 8 Spritzer dieser milchigen Substanz und wischt mit einem Fetzen kurz drüber.

11.51 Uhr - Die Arbeiter sind fertig!!! Nun ja - zumindest Arbeiter Nummer 1. Nach gerade mal 10 Minuten Boden Schrubberei. Zum Abschied wird mir noch eine Karte von deren Firma in die Hand gedrückt und auf dieser steht - surprise - amway!

Es gibt 3 Möglichkeiten, die für meinen laaaangen frei-von-Terminen-Tag verantwortlich sein könnten: Entweder liegt es an den mangelten Englisch-Kenntnissen meiner Maklerin, die sich nicht klar ausdrücken konnte. Es könnte aber auch an der unterschiedlichen Kultur liegen - kann schon sein, dass der Ausdruck den ganzen Tag lang ein Codewort für 10 Minuten ist. Oder aber auch gut möglich, dass bei der Stillen Post zwischen Vermieter, Maklerin und mir einfach ein paar Stündchen dazu adiert wurden...