Dienstag, 13. Dezember 2011

ausreden...


... die erklären, weshalb ich schon so lang nix mehr von mir hören hab lassen, gibt es viele. Und einige davon sind richtig gut. Aber entscheidet selbst, ob ihr mir meine Schreibfaulheit vergebt und meine Entschuldigungen als würdig erachtet. Im Laufe dieser Woche werde ich noch ein paar meiner Ausreden zum Besten geben. Mal sehen ob sie euer Herz erweichen und euch wieder milde stimmen :D

Meine Lieblingsausrede ist die, dass ich meine linke Hand seit ein paar Tagen nur mehr bedingt unter Schmerzen bewegen kann. Das Einfingersystem führt bei mir zu Gähnattacken und spontanen 'Stunden'-Schlaf - ein sehr guter Grund, weshalb euch meine geistigen Ergüssen vorenthalten wurden.

Der Auslöser jedoch für meine schmerzende Hand ist ein blöder und ziemlich peinlicher. Vor ein paar Tagen wurde ich von einem Moped niedergemäht. Nicht von irgendeinem Moped, sondern von einer geisteskranken FahrerIN, die bei einer grünen Fußgängerampel nicht lang fackelte, den erstbesten Ausländer anvisierte (in dem Fall ich) und Vollgas gab. Frei nach dem Motto: Ein Ausländer weniger auf der Straße - Wochenpensum erfüllt - check!

Da ich aber momentan ziemlich gut im Geschäft stehe und mein aktuelles Kampfgewicht erreicht habe (ja - Heimweh gemischt mit Lernblockaden und dem dumpfen Gefühl, dass Chinesisch einfach nix für einen ist (...und auch nie sein wird), führen bei mir zu dem unwiderstehlichen Drang sich Schokoladen-Genüssen der nicht enden wollenden Art hinzugeben), schlug nicht nur ich einen Salto und landete auf meiner Hüfte und meiner linken Hand, sondern ich riss die Fahrerin und ihr Gefährt mit auf den Asphalt.

Wie das Ganze genau ablief, kann ich nicht sagen. Ich weiß nur, dass ich guten Gewissens über den Zebrastrafen hüpfte und im nächsten Moment meine Hand sich mit der Härte des Asphalts messen wollte. Erschwerend kam noch hinzu, dass sich das Ganze zur Hauptverkehrszeit abspielte. Die Chinesen sind ja generell ein sehr neugieriges Völkchen. Ihre Aufmerksamkeit wird aber noch um einiges gesteigert, wenn ein Ausländer ihren Weg kreuzt. Wenn sich aber nun die einmalige Gelegenheit ergibt, dass es einen Westler vor ihrer Nase zerlegt, gibt es kein Halten mehr.

So schnell hab ich mich nach einem Fall noch nie vom Boden aufgekratzt und mein super-alles-okay-starrt-bitte-wieder-auf-den-scheiß-Verkehr-und-auf-die-roten-Lichter-die-so-viel-bedeuten-wie-ihr-habt-stehen-zu-bleiben Lächeln hättet ihr sehen müssen. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht halft ICH dann noch der Mopedfahrerin ihre Einkäufe wieder aufzusammeln und ihr Moped aufzustellen und dann vertschüsste ich mich so schnell wie möglich im Getümmel, indem ich mich an das Fluchtverhalten eines Wildhasens orientierte und wilde, unberechenbare Hacken schlug. Meister Lampe würde mir einen Orden verleihen.

Schmerzen fühlte ich natürlich keine und die Nummer oder den Namen mit der Chinesin auszutauschen fiel mir in diesem Moment im Traum nicht ein. Erst in der Nacht fing es dann richtig an zu schmerzen und am nächsten Tag ging's ab ins Krankenhaus. In's seeeehr chinesische Krankenhaus, denn obwohl es sich dabei um eine von Westlern präferierte Einrichtung handelte, wurde ich das Gefühl nicht los, dass mich irgendwer hier gewaltig verarscht. Die Anmeldung und Beratung erfolgte in einem riesigen, runden Raum, in dem an jeder freien Stelle an der Wand ein leidender, kranker Mensch lag. Das Ganze erschien mir eher wie eine Stop-and-Go Abfertigungsstelle für nicht ganz so schwer Verletzte.

Das Gute an dem Ganzen? Meine gesamte Behandlung inkl. Röntgenbild, ärztliche Begutachtung und nicht-vorhandenen Englisch-Kenntnissen kosteten uns umgerechnet gerade mal EUR 16,00!!! Zum Schluss dieser Misere erntete ich dann noch folgende Diagnose von einem Arzt, der mit 15 anderen hinter einem kreisförmigen Schalter saß: Bone okay - bye!


Die Moral von der Geschichte?
  • 3 Monate Chinesisch zu studieren reicht noch nicht aus, um ein fachärztliches Gespräch zu führen. Insbesondere deswegen, weil man so hilfreiche Begriffe, wie geisteskranke Raserin, niedergemäht, Asphalt geküsst oder Unterarm schmerzt wie Hölle und kann nur unter rasenden Schmerzen bewegt werden noch nicht gelernt hat.
  • Die Verkehrsteilnehmer hier in Shenyang erziehen zu wollen funktioniert nicht. Und wenn man dieses Projekt starten wollte, müsste man in einem Hummer sitzen.
  • Chinesische Ärzte und Krankenhäuser sind lustig, wenn man keine Schmerzen hat, keine ernsthafte Auskunft benötigt und sein Leben nicht in Gefahr sieht. Falls man sich jedoch eine dieser 3 aufgezählten Situationen mit 'ja' beantworten muss, sollte man sich schon vor der Beantwortung der Frage im Flieger nach Hause befinden.

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