10 Grad Celsius. Es sind genau 10 Grad Celsius, die mich von meiner liebsten Jahreszeit, dem Herbst, trennen. Genau dieses Temperaturgefälle fand in Shenyang zwischen dem 30. September und dem 1. Oktober statt. Konnte man an dem Tag zuvor noch mit T-Shirt am späten Nachmittag raus gehen, musste man am Tag darauf seinen Wintermantel hervorkramen, da der Übergangsmantel nicht mal mehr annähernd wärmte. Erschwerend kommt noch der starke Wind hinzu, der die Temperatur am Abend, die sich nur leicht über dem Gefrierpunkt bewegt, noch um gefühlte 10 Grad senkt.
Meinen geliebten Herbst, das Rascheln buntgefärbter Blätter und das langsame Verabschieden des Sommers kann ich mir also aufschminken. Der Winter ist da - Übergangszeit? Mei you ... das mit Abstand am häufigsten gebrauchte Wort in China, was so viel bedeutet, wie 'nicht haben'. Was will ich denn auch herumzicken, ich wusste doch, dass es hier schnell kalt und ungemütlich wird - im Übrigen nicht nur draußen.
Denn wer auf die Idee kommen könnte, es sich zu Hause so richtig gemütlich und kuschelig warm zu machen, könnte schnell alleine auf seinem frierenden Hinterteil vorgefunden werden. Heizung? Mei you! Zumindest nicht bis vor dem 1. November, denn genau an diesem Tag wird die Fernheizung für ganz Shenyang aktiviert. Richtig, für ganz Shenyang! Denn hier liegt eine ganze Stadt an nur einer Leitung - quasi. Uns wurde zwar bei der Wohnungsbesichtigung erklärt, dass man mit unserer Klimaanlage auch heizen kann, nur irgendwie will das nicht so ganz funktionieren. Man findet mich also seit einer Woche Abends gehüllt in mein wärmstes Kuscheloutfit und einer dicken Decke auf der Couch vor - meine geniale Hälfte neben mir in Jogginghose, T-Shirt und offenem Hoodie, erklärend ihm ist heiß...
Es gibt also nur einen Masterplan für unsere Beziehung :D - ab in die Therme! Nur dass es keine Therme war. Von natürlichen heißen Quellen war bei unserem Ausflug keine Spur, dafür wartete das Hotel ansonsten mit allem auf, was kälteempfindliche Füße begehren: Sauna, Whirlpool, Massagen und Entspannungsräume - alles in einem privaten Bereich, der nur für uns bestimmt war. Was gut ist, denn Chinesen spucken. Sie spucken nicht nur auf Straßen sondern auch in sämtliche Gewässer. Ob es sich dabei um Seen, Flüße, Lacken, Swimmingpools oder Whirlpools handelt, ist ihnen egal. Ich kann mir dieses Phänomen nur so erklären, dass Chinesen von einem inneren Instinkt getrieben werden, der sie dazu zwingt ein Element mit dem gleichen Element zusammenzuführen. Aber wehe, man hat als Westler sein Badehäubchen nicht auf!
Definitiv ein Ort, den wir im kommenden Winter des Öfteren aufsuchen werden, um meine Füße zu besänftigen und den unterkühlten Debbaten auf der Couch zu entgehen :D
Noch ein Bild von der Lobby, da ich mich nicht entscheiden konnte, welches Bild schöner ist. Die Aufnahme bei Tag oder doch bei Nacht?
Der schöne Ausblick von der Lobby und dem Zimmer.
Ein kleiner Teil des Spa-Bereiches.
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