Mittwoch, 16. Februar 2011

ich packe meinen koffer...

...und versuche innerhalb von ein paar wenigen Tagen 28 Jahre, bestehend aus Erinnerungen, Shoppingexzessen und sentimentalen Sammelvorlieben in 2 (!) Koffer zu packen. Alles wird zurückgelassen/verkauft/verschenkt/eingebunkert - wenn schon ein Neuanfang, dann aber so richtig: ohne die geliebte Couch, die nach 3 Mal austauschen endlich perfekt war und ohne das Schlafzimmer, in dem noch die Vergangenheit meiner besseren Hälfte ihre Finger im Spiel hatte. Die Maler kommen schon heute und so löste sich unsere 'ach-was-das-geht-sich-schon-aus-wir-haben-doch-noch-2-Wochen-Einstellung' vor 4 Tagen in Umzugskartons auf. Wir hätten auch einen Container haben können. Aber wer will schon einen Container, wenn man stattdessen seine Verpackungskünste perfektionieren kann?!

Da sich meine bisherigen Umzugserfahrungen immer nur als hastig geplante Ruck-Zuck-Aktionen erwiesen, mit dem einzigen Ziel der Anwesenheit des vorherigen 'WG'-Partners nicht allzulange ausgesetzt zu sein, taten sich für mich neue, schweißtreibende Welten auf. Und da ich ja jetzt Profi im Verpacken/Ausmisten bin, möchte ich hier meine wichtigsten Erkenntnisse/Tipps zum Besten geben:

Familienbande
Beim nächsten Besuch bei Muttern sang und klanglos den freien Platz am Dachboden erkunden und ausmessen. Falls kein freier Platz vorhanden, wäre es vom Vorteil den nächsten Sperrmülltermin im Kopf zu haben, um den Dachboden zu entrümpeln und Verstauungsraum zu schaffen. Mehrmals im Verlauf des Besuches anklingen lassen, wie sehr man sich auf diesen Termin freue und so rein zufällig nichts anderes an diesem Tag zu tun hätte.

Familienbande, die Zweite
Sehr nützlich und wünschenswert ist ein geliebtes Familienmitglied, welches sich auf die eigenen Füße stellt und sich eine Wohnung nimmt. Dann sind nur mehr ein paar Überredungskünste und ein familiärer Preis notwendig und das Haus räumt sich quasi von alleine aus.

Mutterliebe
Man nehme eine toughe Mutter, die die ganze Welt regieren könnte, stelle sie in die leer zu räumenden Räumlichkeiten und unterwerfe sich ihrem Regime. Binnen weniger Stunden können so Wunder vollbracht werden. Zusehen und lernen!

Freundschaftsplege
Das Verstauungspotential von Freunden immer im Sinn behalten. Eine Aufstellung dieses Potentials sollte erstellt und zu einem passenden Zeitpunkt (vorzugsweise im Einzelgespräch) vorgelegt werden. Passende Druckmittel sollten bereits vorab auf der Platz-Potential-Liste vermerkt werden. (Wurde das teure Glas von A's Frau wirklich vom Wind runtergestoßen, oder war doch A's angeheiterter Zustand bei der letzten gemeinsamen Feier an dem Unfall schuld?)

Trennungsschmerz
Fehl am Platz! Alle Kleidungsstücke, die das letzte Mal vor einem Jahr das Licht der Sonne erblickten, sollte der Weg in die ewige Gruft nicht länger verwehrt bleiben.

Trennungsschmerz, der Zweite
Ich meine wirklich alles... Auch die Lieblingsjeans, von der man schon seit 8 Jahren regelmäßig träumt, dass sie einem wieder passt, gehört geschrottet. Inklusive der Hoffnung, dass man auch nur annähernd wieder rein passen wird...

Aussortierungsverfahren
Das Gewand wurde von mir in 5 Kategorien unterteilt. Kategorie 1: Jugendsünden, Igitt - weg damit. Kategorie 2: du kommst da net rein! Zumindest net mehr... Kategorie 3: ja ... schön - aber gerade noch nicht lebensnotwendig. Diese Kategorie kommt bei unserem ersten Besuch in der Heimat wieder unter meine fürsorgliche Obhut. Kategorie 4: Wichtig! Wird in den wichtigen Koffer Nummer 1 gestopft. (Jetzt muss ich nur mehr Otto Wanz fragen, ob er sich eben mal kurz auf meinen Koffer setzen könnte. Ein Schließen von Koffer Nummer 1 rückt ansonsten in weite ferne...) Kategorie 5: Meine Babys!! Persönliche Pflege rund um die Uhr notwendig! Top-Hot Koffer Nummer 2. Wichtig: Die Aufstellung dieser Kategorien und die dazugehörigen Grenzen bedürfen eine wochenlange Vorbereitung.

Tja ... und da wir schon am 25. Februar gegen Mittag im Flieger sitzen, sind noch ein paar andere Dinge auf unserer To-Do-Liste, deren Dringlichkeit nicht länger runtergespielt werden kann.

Zum Beispiel wären da noch Arztbesuche, das Aufsuchen von Apotheken und Drogeriemärkten, Familienbesuche, Abschiedsfeierlichkeiten, das persönliche Verabschieden von Freunden und Arbeitskollegen, der Verkauf von meinem Auto (wer braucht nen 13 Jahre alten Opel? Natürlich im Top-Zustand *g*), Banktermine, ein Termin mit dem Vermieter, ein kurzes Entspannungswochenende in Langenlois, der Besuch unserer Luftfrachtspedition ... und und und ...

Wir lesen uns also wieder Anfang März, wenn meine Zeit dann keine Mangelware mehr ist, mein Mitteilungsbedürfnis gestillt werden muss und meine Gedankengänge wieder einigermaßen geordnet sind...

1 Kommentar:

  1. Ich bestätige hiermit die Schilderungen meiner Lieblingstochter (habe nur diese eine).
    Schon vor Wochen (eigentlich Monaten) wurde ich auf eventuell vorhandene Dachbodenfreiräume angesprochen, zwecks Zwischenlagerung eines fast gesamten Haushaltes, für so ungefähr 3- 5 Jahren.
    Von diesem Zeitpunkt an begann nun mein Dilemma, denn dazu musste ich zuerst den Dachboden entrümpeln.
    Schweren Herzens trennte ich mich von Babysachen, Schulheften, Spielsachen, Zahnspanngen, Kelly Family Fanartikeln (Jugendsünden meiner erwachsenen Tochter) und anderen wichtigen Dingen die man so in 28 Jahren Mutterdasein sammelt und unbedingt der Nachwelt erhalten wollte, aber man muss eben Prioritäten setzen.
    Zu meiner eigenen Verwunderung wurde tatsächlich etwas Platz frei, der nun schon wieder mit ca. 10 Umzugskartons belegt ist.
    Nun gut, mein Kind ich werde eure Habseligkeiten hüten wie meinen Augapfel und gegen Motten und anderen Fremdeinwirkungen verteidigen.

    In Liebe
    deine Mama

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