Mittwoch, 30. Mai 2012

verhandlungssache

Ich bin ein Mädchen. Deshalb liebe ich es shoppen zu gehen. Es beruhigt mich und macht mich glücklich - zumindest, wenn ich erfolgreich war und ein super-perfektes Teil gefunden habe. Und seit dem ich hier in China gelandet bin, habe ich ein weiteres Hobby: Um den Preis fälschen. Es macht Spaß mit den Verkäuferinnen auf Chinesisch zu reden und auszutesten wie weit man gehen kann. Steigt sie binnen weniger Augenblicke auf meinen Preis ein, ärgere ich mich jedes Mal. Wenn man aber zu frech ist, wird man kurzer Hand aus dem Laden geworfen. Besser gesagt, das Teil der Begierde wird einem entrissen, zurückgehängt und die Verkäuferin kehrt einem den Rücken zu.

Da in China immer und überall gehandelt wird, gibt es auch nirgends Preisschilder. Ich spreche jetzt nicht von den normalen Ketten und Läden sondern von den Läden, in denen Chinesen ihre Klamotten erwerben. Allerdings hat sich seit neuestem bei den Verkäuferinnen ein ganz neues Spielchen in den Einkaufsalltag eingenistet - ich nenne es Preis-Poker oder aber auch jede-Langnase-könnte-mein-nächster-Goldesel sein.

Das Spiel ist ganz einfach: beim Betreten des Ladens, wird sofort abgecheckt, ob man ein Ausländer ist oder nicht - bei meinen roten Haaren net wirklich eine herausragende Leistung. Wenn man dann jedoch nach dem Preis fragt, bekommt man eine Zahl hingeworfen, die utopisch ist. Ein Beispiel: man geht nicht in einen Chinesischen Store und kauft sich dort eine Tasche um 900 RMB (umgerechnet ca. 110 EUR). Das tut man nicht. Vorallem wenn ein jeder Chinese genau für das gleiche Exemplar gerade mal ein Zehntel dafür bezahlt. Wenn man dann jedoch versucht zu handeln, stößt man auf taube Ohren. Das Motto lautet 'friß oder stirb' und es macht mich raaaaaasend!

Einige Shopangestellte WOLLEN gar nicht mehr mit Ausländern handeln. Denn wenn sie Glück haben, und die Langnase vor einem erweist sich wirklich als Esel, kann man für den Rest des Tages seinen Laden zusperren und die ach so gierigen Füßchen hochlegen. Ich versteh es absolut, wenn man als Westler nicht den gleichen Preis wie ein Chinese bekommt und bin gerne dazu bereit das Doppelte oder meinetwegen Dreifache zu bezahlen, wenn mir das Objekt der Begierde im Gegenzug weiche Knie zaubert. Aber den 10- oder sogar 15-fachen Preis zu verlangen, ist für mich eine Verarsche ohne Ende und ich könnte jedes Mal die Wand hochgehen, wenn sich eine Einheimische vor mir aufbaut und mir einen unverschämten Preis entgegenschleudert.

DAS ist auch der Grund, weshalb ich in den letzten paar Wochen zumeist ziemlich genervt vom Einkaufen nach Hause komme und Glücksgefühle durchs Shoppen verursacht nur mehr selten sind. Und genau deswegen trifft man mich in letzter Zeit vorzugsweise nur mehr bei Zara und H&M an - in Läden in denen es Preisschilder gibt und der Chinese neben mir den gleichen Betrag zahlen muss wie ich. Nun ist es etwas anderes, was mich beim Einkaufen glücklich macht: Shopping-Gerechtigkeit :D

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