Dienstag, 8. März 2011

kamikaze auf 4 rädern

... auch unter Shenyanger Taxis bekannt.

Zugegeben: Was das Autofahren anbelangt, bin ich nicht gerade auf der Nudelsuppe dahergeschwommen. Das heißt so ziemlich jedes Tempolimit und doch einige Kavaliersdelikte wurden von mir einfach mit einem Augenzwickern weggeblinzelt, damit meiner temporeichen und beschwingten Fahrt nichts im Wege stand.

Hier in Shenyang allerdings komme ich mir vor, als ob ich soeben Bekanntschaft mit dem ersten Automobil der Menschheit geschlossen hätte. Denn die Taxi-Fahrer sind ohne Übertreibung - meiner Meinung nach - tatsächlich etwas lebensmüde. So werden rote Ampeln nur als Vorschläge wahrgenommen und was Sperrlinien oder den Gegenverkehr anbelangt, herrscht hier 0 Respekt oder auch nur etwas Akzeptanz. Da wird schon mal nach links in den 3-spurigen Gegenverkehr ausgeschert, damit dem Stau auf unserer eigentlichen 3-spurigen Seite ausgewichen werden kann. Wenn mir ein Auto auf meiner Spur in Österreich entgegengekommen wäre, hätte der von mir (nach einem Herz-zick-zack) nicht nur sämtliche Schimpftirraden kassiert, sondern auch Handzeichen, die ihm unmissverständlich klar gemacht hätten, was für ein ... ähm .. nicht-Gentleman-mäßiges Verhalten dieser an den Tag legt. In Shenyang kassiert man jedoch Schälte und wird angehupt, wenn man nicht augenblicklichst verschwindet und Platz macht!

Ob das an der Tatsache liegt, dass die Fahrprüfung in China nur theoretisch abgenommen wird? 1.000 Fragen auswendig zu lernen ist das einzige Kriterium, um an den Schein zu kommen. Diese Erfahrung dürfen auch meine bessere Hälfte und ich machen, da unser österreichischer Führerschein hier nur belächelt wird.

Da werden zum Beispiel so fragen gestellt wie: Du musst spucken. Was machst du? a) Du spuckst aus dem Fenster. b) Du machst die Fahrertür auf und spuckst auf die Strasse. c) Du schluckst das Ganze runter. d) Du spuckst in den Aschenbecher. In diesem Fall wäre d) die korrekte Antwort! Ähm ... ja - leider. Zu meinem Leidwesen spucken die Chinesen wirklich sehr gerne in der Gegend herum. Ich krieg zum Beispiel wenig von der Gegend mit, wenn ich herumstreune, da ich ständig darauf achte, wo ich als nächstes meinen Schritt hinsetze... Und falls mal eine Frage mit Hupen auftaucht, ist das auf jeden Fall immer die Richtige!

Wer also Nerven aus Stahl besitzt und einen auf James Bond machen will, sollte sich auf alle Fälle ein Taxi in Shenyang leisten. Der Thrill kommt mit jedem Cent und ist auch jeden Yuan wert...

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