Eines der Dinge, die man in China unweigerlich lernen muss, ist Geduld. Und auch wenn man denkt, man bringt genügend Geduld und Verständnis mit nach China, wird man noch eine ordentliche Portion Geduld drauf legen müssen, um den Alltag meistern zu können.
Ich erweitere meine Kapazität an Geduld jeden Tag. Beim Lebensmitteleinkaufen, wenn man die Kassiererin dabei beobachten muss, wie sie bei einem EUR 100 Einkauf bei jedem einzelnen Teil nach dem Barcode suchen muss (was mir immer genau dann passiert, wenn ich das Gefühl habe, dass meine Blase die Größe eines Medizinballes annimmt). Oder bei der Anlieferung der Möbel, wenn man die Lieferanten dabei beobachtet, wie sie voller Freude meine Einrichtung bewundern (und fotografieren), die Putzfrau ihnen eine Wohnungsführung gibt (???) und das Aufbauen des Sofas außen vor bleibt.
Oder eben auch beim Kauf eines Computers. Wir brauchen einen neuen. Unser Computer ist uns leider auf dem Weg zu uns irgendwo zwischen Deutschland und Shenyang aus der Luftfracht gestohlen worden. Vor ein paar Tagen machten wir uns auf den Weg in die Sanhao Jie - die Computer Street, die nur 3 Minuten Fußweg von unserer Wohnung entfernt ist.
15.15 Meine technikbegeisterte Hälfte findet das Objekt seiner Begierde. Mittels Handzeichen und Google-Übersetzer lassen wir uns ... äh ... beraten. Zumindest werden Details noch abgeklärt.
15.35 Wir wollen kaufen. Der Computer wurde ausgesucht und wir bezahlen. Ein Mitarbeiter verschwindet mit dem Bargeld und deutet uns zu warten. Man könnte an dieser Stelle meinen, dass die Sache von nun an relativ rasch abgewickelt wurde... Irrtum.
15.50 Ein sehr ambitionierter Mitarbeiter taucht mit einem Karton auf. Ein weiterer gesellt sich zu ihm und sie beginnen dieses Teil mit vereinten Kräften auszupacken und aufzubauen. Ein jedes Gerät wird hier vor dem Verkauf vor dem Kunden angesteckt und getestet.
16.00 Der Computer, der von den Mitarbeitern durchgecheckt wird, ist nicht der, den wir ausgesucht haben. Und es dauert wieder 15 Minuten auf Grund der Sprachbarriere ihnen klar zu machen, dass das der Falsche ist. Aber irgendwie haben wir so das Gefühl, dass sie uns nicht verstehen wollen...
16.35 Auftritt einer Chinesischen Frau, die ein paar Wörter Englisch spricht, und zwischen den Parteien vermitteln will. Die Verkäufer versuchen uns klar zu machen, dass der Computer, den sie angeschleppt haben, besser ist, als der, den meine bessere Hälfte ausgesucht hat. Das stimmt aber nicht - sämtliche Produktinformationen über die Geräte besagen etwas anderes. Trotzdem - die Verkäufer beharren darauf und fallen von einem Schweißausbrauch in den anderen.
16.50 Uns wird angeboten, dass wir den - ihrer Meinung nach - schlechteren Computer dann doch endlich haben könnten. Allerdings müssten wir RMB 600 aufzahlen. Warum, weiß keiner so genau...
17.05 Wir wollen unser Geld zurück. Allerdings ist das nicht mehr im Laden und wir folgen einem aufgeregten Verkäufer, der aus dem Entschuldigen nicht mehr raus kommt.
17.20 Nach knappen 15 Minuten Fußweg sind wir endlich beim Mutterschiff angekommen und erhalten unser Geld zurück.
Computer haben wir immer noch keinen. Der wird jetzt in Österreich gekauft. In dem Land wo Milch ... äh ... fachkundige Computersprache fließt, die wir verstehen.
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