Donnerstag, 2. Juni 2011

sport? ich möbliere lieber

Seit geraumer Zeit kann man mich in so ziemlich jedem Geschäft sichten, welches Möbel zum Kauf bereitstellt. Große Möbel, winzige Möbel, kitschige Möbel, puristtische Möbel, farbenfrohe Möbel, einfache Möbel, unbequeme Möbel, sachdienliche Möbel, dekorative Möbel, unnütze Möbel ... ich kenne sie alle. Alle, die Shenyang zu bieten hat. Und so mussten schon 2 Paar meiner geliebten Ballerinas dran glauben, da sie meinem neu gefunden Hobby alias Wohnungsmöblierung und -dekoration nicht gewachsen waren und den Freitot durch Sohlen- und Nahtauflösung erwählten. Pech für sie, denn sie würden sich nur zu wohl in meinem neuen Schuhregal fühlen.

Ein Beweis dafür, dass das Möblieren einer Wohnung nichts für Zartbetuchte ist und für mich eindeutig zu einer Form des Extremsportes zählt. Vergleichen lässt sich mein 'Fitnessprogramm' mit einem Marathon über mehrere Etappen. Zu diesen Etappen zählen a) Einrichtungsmarkt erkunden, b) nähere Auswahl festlegen, c) ein Möbelstück finden, d) Preis-, Qualitäts- und Wohlfühlvergleiche ziehen zu anderen, e) Abwägung der Alternativen, f) Unschlüssigkeit, g) Zurückkehren zur weiblichen Intuition, h) Festlegung, i) der Versuch mittels Akrobatik dem Verkäufer zu verdeutlichen, was man will, j) der Versuch mittels Google-Übersetzer dem Verkäufer klar zu machen, was man will, k) einen Englisch sprechenden Chinesen bitten einen zu begleiten, damit er dem Verkäufer klar machen kann, was man will, l) Bezahlung (kann mitunter sehr schweißtreibend sein), m) ausgiebiger, peinlicher, hinter-geschlossener-Tür-stattfindender Freudentanz nach jedem einzelnen Kauf.

Ach ja - eindeutig meine Lieblingsdisziplin ist die ich-schiebe-2-voll-bepackte-Einkaufswägen-auf-einmal Etappe. Eine Form der Ertüchtigung, die mitunter zu den schweißtreibendsten zählt. Nicht nur, weil der Muskeleinsatz hier nicht zu kurz kommt, sondern auch weil sich ständig irgendwelche Einheimischen über dich lustig machen. Gut, in Österreich wäre es vermutlich nicht anders. Jedoch wären die Lästereien um einiges unauffälliger und nicht ganz so offensichtlich wie hier in Shenyang. Denn, glaubt mir, auch wenn sich gerade der Rocksaum meines Kleides in einem Rad des Einkaufswagens verfängt, ich mit 2 dieser Wägen auf einmal kämpfe und ich mein Handy zwischen Schulter und linkem Ohr eingeklemmt habe: mit dem Finger auf einem zu zeigen ist eine universale Geste und kann von mir auch in dieser Situation korrekt interpretiert werden, trotz fehlender Chinesischkenntnisse...

Alle meine Schäfchen wurden von mir ins Trockene gebracht... man beachte mein bis jetzt verborgenes Talent des Schlichtens :)

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