Dienstag, 19. April 2011

chinesisches krankenhaus

  • Chinesische Krankenhäuser sind wirklich gut ausgestattet. Sie haben alles. Da gibt es zum Beispiel Ultraschallgeräte und Röntgenapparate (die Bilder können binnen 30 Minuten ausgehändigt werden) - nun ja, alles bis auf Hygienevorschriften, Putzmittel und Privatsphäre...
  • Bei der Anmeldung durfte ich zwischen einem normalen Arzt oder einem Spezialisten entscheiden. Der Normale hätte 8 RMB (0,83 EUR) und der Spezialist 52 RMB (5,50 EUR) gekostet. Man darf an dieser Stelle raten, für welchen ich mich entschieden habe *grins*
  • Ab zum Arzt. Ab in das Wartezimmer/Ordination. Nachdem ich in ein Zimmer getreten war, in dem es nur so wuselte, entdeckte ich nach 5 Minuten den Arzt. So viel zur Privatsphäre. Circa 25 Patienten waren in dem Raum und ein jeder drängelte (obwohl es Listen gab, wer als nächstes dran kommt) und verfolgten mit ungeteilter Aufmerksamkeit die Untersuchungen jedes Einzelnen.
  • Nach 2 Stunden kam ich endlich dran. Ein kurzes Gespräch folgte - auf Chinesisch. Zum Glück gibt es in der Firma meiner arbeitenden Hälfte eine Expatbeauftragte, die uns zu jeder Zeit hilft. Und nachdem der Arzt so ca. 6 Chinesen von einer Pritsche weggewedelt hatte, durfte ich mich (ohne Papierauflage oder auch nur irgendwelchen Reinigungsmaßnahmen) dort hinlegen.
  • Die Untersuchung ähnelte im Grunde genommen den Untersuchungen in Österreich. Bis zu dem Zeitpunkt als er meinen Schmerzpunkt fand und diesen nicht mehr losließ - was gibt es schöneres, als eine Schmerzakupressur? Was zur Folge hatte, dass ich vor 25 interessierten Augenpaaren weinte wie ein kleines Mädchen, Wendy (meine Übersetzerin) und ich jetzt blaue Flecken haben (ich durch die Akupressur - Wendy durch heftiges, unkontrolliertes Drücken ihres Oberarms meinerseits) und der Schmerz ... mehr wurde.
  • Ab zum Röntgen - wieder einmal. Aber diesmal mit mehr Wissen. Ich bestand auf eine Bleischürze und es dauerte dann auch nur 10 Minuten, bis die etwas überforderte Schwester dann von irgendwoher eine ran schleppte. Dieser Raum, in dem ich geröntgt wurde, hätte im übrigen in Österreich auch als schäbiges Kellerabteil durchgehen können. Angefangen von den Wänden, bis über den Boden, dem Röntgentisch und den Kabeln, die wild in der Gegend herum lagen.
  • Weiter ging's zum Ultraschall. Hier durften wir wieder ewig warten. Und als wir dann endlich aufgerufen wurden, konnten wir zwar im Behandlungsraum Platz nehmen, doch wir waren nicht sofort dran. 2 andere Patienten wurden vor mir durchleutet und das an Stellen, die ich am liebsten wieder vergessen würde. Ja - in dem Moment als der 70-jährige Chinese vor mir die Hosen runterließ, empfand ich große Dankbarkeit gegenüber dem Erfinder der Unterhosen - auch wenn sie noch so klein war - und wartete darauf, dass jemand hervorsprang und das ganze Szenario als verstecke Kamera deklarierte. Leider vergebens...
  • Dann war ich dran. Es musste ja nur mein Knie durchleuchtet werden, allerdings war ich trotzdem froh, dass kein anderer Patient mehr im Raum war. Diese Pritsche, auf der ich Platz nehmen durfte, hatte auch schon bessere Zeiten gesehen. So eine Art dünne Matratze lag oben drauf, die definitiv ihre schlechten Zeiten schon läääääängst hinter sich hatte, der aber trotzdem noch eine Existenzberechtigung gewährt wurde. Ich ließ meinen Mantel an, um mit dem Stoff nicht in Berührung zu kommen. Mein Mantel befindet sich jetzt in der Hotelputzerei. Meine Güte, bei 8 Grad Außentemperatur kann man  schonohne Mantel draußen herumrennen ... wer wird denn da so zimperlich sein *heul*
  • Zurück zum Arzt und seinem Behandlungsraum/Wartezimmer. Es waren nur mehr sehr wenige Patienten in diesem Raum. Trotzdem dauerte es eine mittlere Ewigkeit, bis ich nochmal untersucht wurde: Er musste 'nur mal eben schnell' per Telefon eine Wohnung kaufen.
  • Nun sind wir zu dem Schluss gekommen, dass ich Wassereinlagerungen in meinem Knie habe und diese sehr wohl auch zu Schmerzen meiner Art führen können. Zudem ist mein Knochen etwas zu spitz geraten, was auch verantwortlich für meine Stöckelschuh- und Sportunverträglichkeit ist. Komisch, ob er mit seiner Diagnose recht behält? Und wieso haben die Ärzte zu Haus in Österreich das nicht so gesehen?! Ich habe jetzt zumindest einiges an Medizin erhalten - chinesische Medizin. Mein Selbstversuch beginnt also ab heute und ich werde euch am Laufenden halten, ob Besserung eintritt. Auch Langzeitschäden werden natürlich genauestens dokumentiert, falls welche auftreten sollten *räusper* Aber da kann doch nix passieren ... oder?
 Meine Ladung Medikamente...


Das find ich auch recht witzig. Meine Krankenakte, sämtliche Atteste und meine gesamten Untersuchungen laufen auf Daniela ... ab und zu auch auf Danliela. Und da ich nach 5 Stunden Krankenhausaufenthalt keinen einzigen Nicht-Chinesen sah, nehme ich nicht an, dass es zu Verwechslungen kommen wird *grins*

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